Donald Trump: So wirkt sich der neue Anschlag auf den Wahlkampf aus
Schon wieder wurde Donald Trump fast Opfer eines Attentats. Ist das sein Ticket zur US-Präsidentschaft? Ein Experte und eine Expertin ordnen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump wurde wieder beinahe zum Opfer eines Attentats.
- Dieses zweite Attentat könnte dem Ex-Präsidenten im Wahlkampf helfen.
- Eine Expertin findet: Um Verschwörungstheorien zu verhindern, braucht es mehr Sicherheit.
Nach dem zweiten mutmasslichen Attentatsversuch auf Donald Trump rücken nebst den Details zum Tatbestand auch die möglichen Folgen ins Zentrum.
Am Sonntagnachmittag wurde Trumps Golfclub in West Palm Beach (Florida) beinahe zum Tatort. Es wurde geschossen – und der mutmassliche Schütze Ryan Wesley Routh kam Ex-Präsident Donald Trump sehr nahe.
Es ist bereits das zweite versuchte Attentat im US-Wahlkampf 2024. Im Juli schoss ein Mann bei einer Wahlkampfveranstaltung auf ihn.
Damals wurde schon diskutiert, ob ihm das bei den Wahlen helfen könnte. Bilder von ihm mit erhobener Faust und blutigem Ohr gingen um die Welt. Wie sieht es diesmal aus?
Ein US-Experte und eine -Expertin beantworten bei Nau.ch die wichtigsten Fragen.
Hilft oder schadet das zweite Attentat Donald Trump?
USA-Forscherin Claudia-Franziska Brühwiler von der HSG sieht je nach Wählerschaft unterschiedliche Auswirkungen. «Das Attentat wird vor allem Trumps religiöse Anhänger darin bestärken, dass er ein besonderer, wenn nicht gar auserwählter Kandidat ist.»
Diese Überzeugung gebe es bereits seit 2016, aber durch das erste Attentat habe sie mehr Auftrieb erhalten. Bei den übrigen Wählern sei «schwer abzuschätzen». Denn es sei bereits nach dem ersten Attentat vermutet worden, «das Rennen um das Weisse Haus sei gelaufen».
Brühwiler sieht aber eine zentrale Folge des zweiten Attentats auf Trump: Es werde «Ängste und Sorgen schüren, dass es um die politische Kultur und das gesellschaftliche Klima schlecht bestellt ist».
Wird dieses zweite Attentat länger in Erinnerung bleiben als das erste?
US-Forscher Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg ist nicht sicher. «Bis jetzt ist der Impact nicht so gross, es gibt auch keine ikonischen Bilder.»
Auch Claudia-Franziska Brühwiler meint, dass das zweite Attentat ähnlich wie das erste «schnell verdrängt» werden könnte.
Sie erinnert: In den USA sei nach dem Anschlagsversuch im Juli dafür plädiert worden, einen «weniger hitzigen Wahlkampf» zu führen. Aber eine Woche später sei alles wieder beim Alten gewesen.
Gerät TV-Niederlage von Donald Trump in Vergessenheit?
«Ich sehe diese ‹Niederlage› nicht als so zentral an», sagt Richard Heinisch. Die US-Wahlen würden grösstenteils mit der Wahlbeteiligung gewonnen. Trump spreche keine neue Wählerschaft an, sondern müsse seine Basis mobilisieren.
Anders Harris: Sie müsse Menschen im Mittelstand von sich überzeugen. Und laut Heinisch herrscht zunehmend eine Skepsis darüber, wer Harris ist und welche Positionen sie vertritt.
«Trump kann sich auf viel grössere Loyalität verlassen. Auch eine schlechte Debate-Performance schmeckt diese Leute nicht ab. Harris hat weit mehr potenzielle Wähler und Wählerinnen. Allerdings sind diese weniger loyal und könnten [bei der Wahl] zu Hause bleiben.»
Brühwiler ergänzt: «Grundsätzlich sind diese TV-Duelle weniger wichtig für die Meinungsbildung, als dies die grosse Medienberichterstattung suggeriert.»
Beispielsweise habe die Unterstützung von Taylor Swift mehr für Kamala Harris getan als die TV-Debatte.
Welchen Einfluss hat Elon Musk?
Elon Musk, ein ausgesprochener Unterstützer vom Donald Trump, provozierte nach dem Attentat auf X: «Und niemand versucht überhaupt, Biden/Kamala zu töten.»
«Elon Musk versteht es zu provozieren – mit dem Tweet gibt er Verschwörungstheorien Auftrieb», sagt Claudia Brühwiler dazu. Um diese Verschwörungstheorien aufzuhalten, findet sie: «Es wäre folgerichtig, wenn Trump und Harris denselben Schutz erfahren würden wie der Präsident selbst.»
Laut Richard Heinisch erreicht Musk neben viel Aufmerksamkeit auch viele «A-typische Trump-Wähler, also Junge, Digital-Affine, Wirtschaftstreibende.»
Durch die Verschwörungstheorie-Nähe könne Musk aber auch die «demokratische Flüsterkampagne» beflügeln, dass Republikaner «weird» (Deutsch: «komisch») seien.