Neue Zuchtstation für Bartgeier im Tierpark
Die Anlage, in der auch andere Tiere wohnen können, soll dazu beitragen, dass der «König der Lüfte» in den Alpen wieder seinen festen Platz erhält.
Der Tierpark Goldau hat eine neue Zuchtstation für Bartgeier. Die Anlage, in der auch andere Tiere wohnen können, soll dazu beitragen, dass der «König der Lüfte» in den Alpen wieder seinen festen Platz erhält.
Der Natur- und Tierpark Goldau ist seit rund 20 Jahren an der Aufzucht von Bartgeiern beteiligt. Der erste Bruterfolg konnte im Jahr 2000 verbucht werden. Seither wurden 16 Jungvögel aufgezogen, von denen fast alle in den in- und ausländischen Alpen ausgewildert wurden. Die restlichen gingen an andere Zuchtstationen.
Der zu Unrecht als Lämmerdieb verschriene Greifvogel, der sich vor allem von den Knochen verendeter Tiere ernährt, war vor rund hundert Jahren ausgestorben. Jahrzehnte später folgte ein Umdenken: 1986 wurde der erste Bartgeier in Österreich ausgewildert mit dem Ziel, in den Alpen wieder eine Population aufzubauen. Seither wurden über 220 Jungvögel im Alpenraum ausgesetzt und dort ebenso viele Wildbruten gezählt.
Weil die alte Zuchtstation zunehmend unbrauchbar wird, entschied sich der Tierpark Goldau für einen Neubau. Der Tierpark betätige sich auch im Natur-, Arten- und Tierschutz, sagte Tierparkdirektorin Anna Baumann am Dienstag bei der Eröffnung der neuen Anlage.
Ungestört Brüten
Die 430‘000 Franken teure Station ist aus Lärchenholz. Sie besteht aus sechs Arealen, in denen die Brutpaare ihre Jungvögel aufziehen können. Ein Sichtschutz sorgt dafür, dass sich die Paare alleine fühlen, denn wenn andere Vögel Sicht auf ihren Horst haben, brüten sie nicht. Ein Maschendrahtzaun schützt die Vögel vor dem Marder.
In jedem der sechs Areale steht auch ein Wasserbecken. Die Voliere ist sonst aber sehr karg eingerichtet. Dies entspreche dem Lebensraum der Bartgeier in der Natur, sagte Tierparkarzt Martin Wehrle. Die Tiere seien relativ anspruchslos.
Bewohnt wird die Voliere zur Zeit vom 36-jährigen Felix und von der 33-jährigen Winnie. Obwohl die neue Zuchtstation schon im Januar in Betrieb genommen wurde, zogen sie erst im Mai in die neue Anlage. Grund dafür ist, dass sie im Januar bereits am Brüten waren. Ihre beiden Jungvögel gehen getrennte Wege: einer bleibt in der Zucht, der andere wird in Spanien in die Freiheit entlassen.
Ein Luchs als Nachbar
In einem anderen Abteil der Zuchtstation lebt zur Zeit ein Luchs, der auf seine Auswilderung wartet. Die Zuchtstation sei extra so eingerichtet worden, dass sie auch andere Vögel oder Tiere beherbergen könne, sagte Wehrle.
In den Schweizer Alpen ausgesetzt werden die jungen Bartgeier von der Stiftung pro Bartgeier. Stiftungspräsident Daniel Hegglin sagte, Zuchtzentren wie jenes in Goldau seien eine wichtige Basis für die Wiederansiedlung des «Königs der Lüfte».
Die Stiftung hatte in den letzten Jahren Jungvögel im Melchtal OW ausgewildert. Dieses Jahr wurde auf eine Auswilderung verzichtet, dies um der Gefahr von Inzucht zu begegnen.
Hegglin bezeichnete den Bartgeier als Flaggschiff für den kargen und felsigen Lebensraum oberhalb der Baumgrenze. Faszinierend seien etwa seine roten Augen oder sein Bart, aber auch seine Spannbreite von zwei bis drei Metern. Speziell sei auch, dass er im Winter in den Bergen brüte.