Oxytocin als neues Mittel gegen Reizdarm getestet

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Österreich,

Das «Kuschelhormon» Oxytocin ist laut Wiener Forschenden eine Hilfe bei Behandlung von Darmentzündungen.

kuschelhormon oxytocin
Das Kuschelhormon Oxytocin hilft nicht nur für gute Laune oder die Anregung für Sex. Es soll auch bei Darmentzündungen helfen. (Symbolbild) - Christin Klose/dpa-tmn

Unter Darmentzündungen leiden weltweit zahlreiche Menschen. Eine Hilfe für eine Behandlung ohne problembehaftete Opioide ist laut Wiener Forschenden das oftmals als «Liebes- oder Kuschelhormon» bezeichnete Oxytocin.

Ein Wiener Forschungsteam hat einen Weg gefunden, das Hormon derart zu präparieren, dass es die harschen Bedingungen im Magen überstehen kann. So kann es oral eingenommen werden und werde zur Behandlungsalternative.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie das Reizdarm-Syndrom oder Morbus Crohn plagen Millionen Menschen. Behandelt werden sie vielfach mit Medikamenten auf der Basis von Opioiden. Das ist vor allem aufgrund der Tatsache, dass dieser Wirkstoffklasse ein hohes Suchtpotenzial innewohnt, höchst problematisch. Dazu können Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Verstopfung sowie durch Irritationen des Zentralnervensystems hervorgerufene Müdigkeit und Benommenheit kommen, wie es hiess.

Abhilfe könnten Oxytocin-basierte Medikamente schaffen, die im Darm an die dort dafür vorgesehenen Andockstellen (Rezeptoren) herangeführt werden. So würden Prozesse ausgelöst, die zu einer Linderung des Schmerzempfindens führen, wie Untersuchungen zeigen.

Mehrere Vorteile gegenüber Opioiden

Das hätte mehrere Vorteile gegenüber Opioiden: Einer davon ist, dass die Oxytocin-Rezeptoren nicht wie die Opioid-Andockstellen mehr oder weniger im gesamten Körper vorhanden sind. Der Ansatz würde also lokal begrenzter wirken, heisst es seitens eines Forschungsteams um den Medizinchemiker Markus Muttenthaler von der Universität Wien. Das Problem dabei sei aber, dass diesem Hormon aus der Gruppe der Peptide im Magen-Darm-Trakt kein besonders langes Leben beschieden ist.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschreiben daher nun im Fachblatt «Angewandte Chemie» eine von ihnen entwickelte Oxytocin-Verbindung, die entsprechend stabil ist, um ihren Zielort auch zu erreichen. In Versuchen mit Mäusen mit chronischen Bauchschmerzen konnte das Team zeigen, dass das Verabreichen ihrer modifizierten Variante schmerzlindernd wirkte.

Das galt sowohl für die rektale als auch für die orale Einnahme des Wirkstoffes, wie sie in ihrer Arbeit berichten. Gerade die orale Einnahme lasse den Ansatz vielversprechend erscheinen: Man habe einen «Grundstein für eine neue Wirkstoffklasse von oralen, darmspezifischen Peptidtherapeutika» gelegt, schreiben die Wissenschaftler.

Von einer potenziell «neuen, sicheren Alternative zu bestehenden Schmerzmitteln für jene, die unter chronischen Darmerkrankungen leiden», spricht Muttenthaler. Diesen Ansatz möchte man in der Folge im Rahmen eines vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderten Projekts in Richtung Marktreife weiterentwickeln. Dazu suche man aber noch nach Investoren und Industriepartnern. Die Uni Wien habe schon ein Patent auf die neuen «Oxytocin-Analoga» bewilligt bekommen, teilte sie am Freitag mit.

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