Querschnittgelähmter kann dank Implantat aus Lausanne wieder gehen
Seit einem Unfall ist Gert-Jan (40) querschnittgelähmt. Dank eines revolutionären Gehirn-Implantats der ETH Lausanne kann er nun wieder laufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher aus Lausanne haben einem Querschnittgelähmten das Laufen ermöglicht.
- Durch implantierte Elektroden kann Gert-Jan (40) seine Beine per Gedanken steuern.
- Eine künstliche Intelligenz übersetzt die Gehirnaktivität in Befehle für die Muskeln.
- Hier kommt das Video vom ersten Markt-Besuch.
Der querschnittgelähmte Gert-Jan (40) kann dank einem Implantat aus Lausanne wieder gehen. Die Bewegungen kann er dabei mit seinen Gedanken steuern.
Gert-Jan sass seit einem Velounfall im Rollstuhl, berichtet SRF, das den Probanden bei einem Marktbesuch begleitet hat. Nun ist der Niederländer der erste Mensch der Welt, der mit neuartiger Technologie seine Beine mit seinen Gedanken steuern kann.
«Es ist ein grossartiges Gefühl», sagt der 40-Jährige in der «Tagesschau». Zwar kann er nicht perfekt laufen, aber mit einer Gehhilfe ist sogar das Treppensteigen möglich. Seine Bewegungen würden von Tag zu Tag besser.
Zwei Implantate im Kopf
Die Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und des Universitätsspitals Lausanne (Chuv) implantierten dem Probanden dafür zwei verschiedene Systeme. Einerseits zwei Implantate in die Schädeldecke, andererseits Elektroden ins Rückenmark.
Den Nachweis publizierte das Forschungsteam am Mittwoch im renommierten Fachblatt «Nature».
KI errechnet die Bewegung
Die Schädel-Implantate messen mit 64 Elektroden die Aktivität des Gehirns. Auf Grundlage dieser Daten errechnet eine künstliche Intelligenz die gewollte Bewegung. Dann übersetzt sie sie in Stimulierungsbefehle, die dann kabellos an die Elektroden im Rückenmark weitergegeben werden. Diese stimulieren dann die Motor-Neuronen und aktivieren so gezielt die Muskeln.
An der Technologie forschen die Neurowissenschaftler in Lausanne schon seit Jahren. Eine erste Version funktionierte mit nur einem Implantat im Rückenmark, das über ein Tablet gesteuert werden konnte.
Erst durch die Steuerung durch Implantate im Gehirn wurden die Bewegungen aber natürlicher. «Heute haben wir einen flüssigen, koordinierten und angepassten Gang», erklärt Grégoire Courtine, Professor für Neurowissenschaften gegenüber dem SRF.