Der deutsche Astronaut Alexander Gerst war von einem erstmals auf der ISS eingesetzten Roboter begeistert.
ESA-Astronaut Alexander Gerst spielt mit dem CIMON.
ESA-Astronaut Alexander Gerst spielt mit dem CIMON. - airbus.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein neuer, schwebender Roboter soll die Astronauten auf der Raumstation ISS unterstützen.
  • Ferngesteuert wurde er erstmals aus der Hochschule Luzern.
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In der Raumstation ISS ist am Donnerstag erstmals ein schwebender Roboter eingesetzt worden. Dieser soll die Arbeit der Astronauten erleichtern und auch ein bisschen ihr Freund sein. Gesteuert wurde der 100 Minuten lange Einsatz von der Hochschule Luzern aus.

Der Roboter, der auf den Namen Cimon (Crew Interactiv MObile companioN) hört, ist eine fünf Kilogramm schwere Kugel mit 32 Zentimeter Durchmesser. Seine weisse Hülle wurde im 3D-Drucker gefertigt und ist mit einem Dutzend Ultraschallsensoren sowie mehreren Kameras und Mikrofonen ausgestattet. Dank kleinen Ventilatoren kann er in der Schwerelosigkeit der Raumstation schweben und sich fortbewegen.

Alexander Gerst begeistert

Cimon flog bereits Ende Juni vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral zur Internationalen Raumstation ISS. Den ersten Realitätstest musste der Roboter am Donnerstag bestehen. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst war von seinem Cyberkollegen begeistert. Er habe nach mehr verlangt, sagte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) heute Freitag im Nidwaldnerischen Hergiswil.

Dort, im Biotechnology Space Support Center (Biotesc) der Hochschule Luzern, befindet sich das Bodenkontrollzentrum. Biotesc ist eines von acht Operationszentren der Europäischen Weltraumorganisation ESA. «Wir wissen, was es braucht, um im All zu funktionieren», sagte der Teamleiter des Bodenkontrollzentrums, Bernd Rattenbacher. Am Cimon-Projekt beteiligt sind neben dem DLR in erster Linie Airbus sowie IBM mit dem Computerprogramm Watson.

Blitzschnelle Kommunikation

Das Hirn des in der ISS arbeitenden Roboters befindet sich somit nicht im All, sondern in Hergiswil. Es ist die Schnittstelle zwischen Cimon und der künstlichen Intelligenz von IBM in Frankfurt. Die Übertragung der Daten von der ISS nach Frankfurt und zurück zu Cimon dauert nur gerade 0,8 Sekunden.

Cimon soll dem Astronauten tägliche Routinearbeit abnehmen, aber ihnen auch als Berater und bei längeren Einsätzen als Gesprächspartner und Unterhalter zur Verfügung stehen. Er könnte damit zum Abbau von Stress und damit zur Stärkung der Gesundheit der Menschen im All beitragen, erklärte die am Projekt ebenfalls beteiligte Anästhesistin Judith Buchheim.

Beide Hände frei

Cimon, der einen einstelligen Millionenbetrag kostete, kann dem Astronauten Arbeitsschritte erklären, ohne dass dieser immer wieder zum Nachschauen zum festinstallierten Computer gehen muss. Der Astronaut hat dank Cimon auch beide Hände frei für Experimente oder Reparaturarbeiten, die er durchführen muss.

Der Schweberoboter kann diktieren, aber auch Sprachbefehle entgegennehmen. Er beantwortet Fragen und sucht Dokumentationen hervor. Er filmt, was der Astronaut tut. Die Experimente würden sicherer und Fehler vermieden, sagte Buchheim.

Astronauten werden nicht überflüssig

Die Schöpfer von Cimon betonen, dass es ihnen nicht darum gehe, Astronauten überflüssig zu machen. Es gehe um Qualität und nicht um Ökonomisierung. Astronauten werde es immer brauchen.

Mit der Demonstration von Cimons Fähigkeiten ist erst ein erster Schritt getan – ein Schritt in eine neue Ära, sagte Schmid. Die Technologie könnte auch auf der Erde eingesetzt werden, wenn auch nicht unbedingt schwebend.

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