Schweizer Ärzte besorgt um Impotenz-Fälle durch Coronavirus

Rebecca Doppmann
Rebecca Doppmann

China,

Die Langzeitfolgen des Coronavirus halten die Forscher weiterhin auf Trab. Eine Studie zeigt, dass durch eine Infektion Unfruchtbarkeit entstehen kann.

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Medikamente zur Behandlung des Coronavirus liegen auf einem Tisch an einem Krankenbett. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einer chinesischen Studie kann das Coronavirus zu Unfruchtbarkeit bei Männern führen.
  • Schweizer Ärzte geben Auskunft über mögliche Fälle hierzulande.

Obwohl die Menschen seit einem Jahr täglich mit dem Coronavirus konfrontiert sind, ist noch nicht alles erforscht über die Lungenkrankheit. Besonders bei den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion gibt es noch viele Themen, die einer genauen Erklärung bedürfen. So auch die Hinweise auf mögliche Unfruchtbarkeit bei Männern nach einer Infektion.

Ein Forschungsteam der Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchina in Wuhan hat sich in einer Mini-Studie mit diesem Thema befasst. Ihre Resultate veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitung «Nature». Die Wissenschafter haben die Testikel von fünf Corona-Patienten mit Hoden von drei gesunden Männern verglichen.

Was verursacht die Corona-Unfruchtbarkeit?

Die Untersuchungen wurden nach dem Tod durchgeführt. Die fünf Corona-Patienten waren 51, 62, 70, 78 und 83 Jahre alt. Die Vergleichs-Patienten waren im Alter von 71, 78 und 80 Jahren.

Bei den Testikeln der Corona-Patienten haben sich degenerierte Keimzellen (GCs) in den Hodenkanälchen gelöst. Diese waren bei den Vergleichs-Hoden allerdings noch intakt.

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Eine ältere Person liegt in einem Spitalbett. (Symbolbild) - Keystone

Zusätzlich wurde in den Hoden-Zellen der fünf erkrankten Männer der ACE-2-Rezeptor entdeckt. Dieser ermöglicht es dem Covid-19-Erreger, in menschliche Zellen einzudringen. Das Spike-Protein, welches sich auf dem Coronavirus befindet, wurde ebenfalls in den Testikeln gefunden. Durch die Angriffe auf das männliche Geschlechtsteil kann das Virus somit im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen.

Bereits im vergangenen Herbst hatten US-Ärzte vor regelmässig auftretenden Potenzproblemen bei Covid-Patienten gewarnt.

Welche Erfahrungen haben Schweizer Ärzte seither gemacht? Wurden hierzulande bereits Fälle von Unfruchtbarkeit als Langzeitfolge einer Corona-Infektion registriert?

Schwaches Immunsystem ist grosses Problem

Nau.ch hat beim spezialisierten Arzt Geoffrey Huertgen nachgefragt, der in seiner Praxis Erektionsprobleme auf eine natürliche Art behandelt. Ihm selbst sei kein solcher Fall bekannt, jedoch soll dieses Thema auf jeden Fall weiterhin erforscht werden.

Laut dem Basler Arzt könne es gut sein, dass das Coronavirus Unfruchtbarkeit auslösen kann. So wie es jede andere Krankheit auch kann. Er sieht das Problem weniger im Coronavirus selbst, sondern viel mehr in den Folgen eines «geschwächten Immunsystems».

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Eine Darstellung des Coronavirus. (Symbolbild) - Pixabay

Für Huertgen liegt das Problem in «diversen Nährstoffdefiziten» und in der teilweise schlechten Ernährung, wodurch das Immunsystem geschwächt werde. Dadurch könne sich eine Krankheit wie das Coronavirus «mehr ausweiten», was wiederum schwerere Krankheitsverläufe mit sich ziehe. Somit sei nicht auszuschliessen, dass weitere Organe von der Erkrankung betroffen werden, wie beispielsweise die Hoden.

Coronavirus kann Potenz beeinflussen

Für Martin Schumacher, Facharzt für Urologie am Urologie Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau, ist die Studienlage «noch zu dünn»: «Ob Covid-19 als Langzeitfolge bei manchen Männern die Fruchtbarkeit beeinflusst, ist noch nicht klar. Grundsätzlich ist dies ähnlich wie bei Mumps denkbar.» Auch bei Corona ist die Viruserkrankung in den Spermien nachweisbar.

Hirslanden
Die Hirslanden Klinik Aarau führt unter anderem ein Zentrum für Erektionsstörungen. - Hirslanden Klinik Aarau

Laut Christoph Kalka, Facharzt für Angiologie vom Zentrum für Erektionsstörungen in der Hirslanden Klinik Aarau, könne das Coronavirus die Potenz beeinflussen: «Blutgefässe können von Covid-19 auf vielfältige Art betroffen sein. So könnten Erektionsstörungen ebenfalls zu den Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung gehören. Denn die Gefässe, die den Penis mit Blut versorgen, haben eine sehr feine Struktur.»

Es seien in den Studien auch Fälle mit eingeschränkter Sexualfunktion beschrieben worden. Allerdings gebe es «noch keine wissenschaftliche Evidenz» zu dieser eventuellen Corona-Langzeitfolge.

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