Schweizer Medien in der Misere

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Zürich,

Die Hälfte der Jugendlichen konsumiert keine News von professionellen Medien mehr, weder auf Papier noch online. Das zeigt eine aktuelle Analyse.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Medien in der Schweiz verlieren Vielfalt, Qualität und Publikum.
  • In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen konsumiert nur noch knapp die Hälfte professionelle Informationsmedien.
  • Und es gibt immer weniger Journalisten. Darum schlussfolgert eine Analyse: Journalismus muss gefördert werden.

Zuerst die gute Nachricht: Das Vertrauen in die Qualität der Schweizer Medien ist nach wie vor sehr hoch. Was das angeht, liegt die Schweiz zusammen mit Schweden und den Niederlanden in einem Vergleich von dreizehn Ländern an der Spitze. Das hat die Analyse für das «Jahrbuch Qualität Schweizer Medien» des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) ergeben, das heute Montag vorgestellt wurde. Doch die Analyse offenbart auch Besorgniserregendes. So sind die Medien in der Schweiz deutlich einförmiger geworden, vor allem wegen Zusammenschlüssen von Redaktionen sowie Kooperationen, aufgrund derer verschiedene Zeitungen ihre Mantelblätter teilen. Das bedeutet: Zu nationaler und internationaler Politik, zu Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft bringen unterschiedliche Zeitungen genau die gleichen Beiträge. Und das, obschon die Verlagshäuser hinter den Redaktionen zum Teil wirtschaftlich nicht unter Druck stehen, sondern etwa mit Onlinebörsen hohe Gewinne erzielen.

Die professionellen Medien erreichen mit ihren Beiträgen ausserdem ein immer kleineres Publikum. Laut der Analyse konsumieren heute 36 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nur noch sehr sporadisch News von professionellen Informationsmedien wie Tageszeitungen – gedruckt oder online – oder Radio- und Fernsehsendungen. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es sogar schon mehr als die Hälfte, die keine professionellen Medien mehr konsumieren. Immer stärker wird dafür der Einfluss von Internet-Giganten wie Google, Youtube, Facebook oder Instagram. Und selbst wenn das Publikum über diese Plattformen doch auf die Inhalte der professionellen Medientitel stösst, ist das für diese nachteilig. Denn so ist es schwieriger als vorher, eine Bindung der Leserschaft an die Medienmarke aufzubauen.

Immer weniger Journalisten

Diese Entwicklungen haben auch zur Folge, dass es immer weniger Stellen für Journalisten gibt. Seit 2011 ist der Zahl der Beschäftigten in Presse- und Onlinemedien um 19 Prozent gesunken. Gleichzeitig entstanden 16 Prozent mehr PR-Jobs. Das verschlechtert die Qualität der Schweizer Medien. Diese ist zwar nach wie vor vergleichsweise hoch, der Trend zeigt jedoch nach unten, wie das Jahrbuch zeigt: Ein Drittel der untersuchten Medientitel hat im Vergleich zum Vorjahr an Qualität eingebüsst. Sie behandeln eine kleinere Themenvielfalt und liefern weniger Einordnung zu aktuellen Ereignissen.

Als Fazit kommt das Jahrbuch zum Schluss, dass Qualitätsjournalismus künftig gefördert werden muss. Und dafür reiche das neue Bundesgesetz über elektronische Medien, das sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet, bei weitem nicht. Stattdessen schlagen die Experten des Fög vor, einen Schweizer Fonds zur Förderung des Informationsjournalismus ins Leben zu rufen. Dieser solle beispielsweise aus Abgaben gespeist werden, welche Google, Facebook & Co. für ihre Werbegewinne bezahlen müssen – zumal sie diese ja unter anderem mithilfe journalistischer Inhalte erwirtschaften.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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