Substanz aus Moos könnte Cannabis in der Medizin überlegen sein

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Bern,

Im Cannabis ist es das THC, welches schmerzstillend und entzündungshemmend wirken kann. Forschende untersuchten nun ein ähnliches psychoaktives Cannabinoid.

Moosbewachsene Baumstümpfe sind am Waldboden zu sehen.
Moosbewachsene Baumstümpfe sind am Waldboden zu sehen. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende der Uni Bern und der ETH vergleichen den Wirkstoff Perrottetinen mit THC.
  • Die beiden psychoaktiven Cannabinoide sind sich in der Wirkung sehr ähnlich.
  • Perrottetinen wird aus Lebermoosen gewonnen und könnte THC in der Medizin ersetzen.

Eine THC-ähnliche Substanz aus Lebermoos könnte THC aus Hanf überlegen sein, um Schmerzen zu stillen und Entzündungen zu hemmen. Das berichten Forschende der Uni Bern und der ETH Zürich.

Bestimmte Lebermoose aus Japan, Neuseeland und Costa Rica enthalten eine Substanz namens Perrottetinen, dass der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) aus Cannabis sehr ähnlich ist. Die Lebermoose kursieren daher mitunter als legale Rauschmittel.

Perrottetinen im Vergleich mit THC

Ein Forschungsteam um Jürg Gertsch von der Universität Bern und Erick Carreira von der ETH Zürich hat nun Perrottetinen und THC biochemisch und pharmakologisch verglichen, wie die Universität Bern am Mittwoch mitteilte.

Im Fachblatt «Science Advances» berichten die Wissenschaftler, dass Perrottinen dem Cannabis-Wirkstoff THC für therapeutische Zwecke überlegen sein könnte. In niedriger Dosis wird THC bei verschiedenen chronischen Erkrankungen eingesetzt, um Schmerzen zu stillen, sowie Entzündungen, Muskelkrämpfe und Übelkeit zu bekämpfen. Da THC aber in höherer Dosis stark psychoaktiv wirkt, gilt es als illegales Rauschmittel und ist entsprechend streng reguliert.

Vorteile gegenüber Cannabis

Perrottinen könnte sich als bessere Alternative für die Medizin erweisen: In Tierversuchen gelangte die Lebermoos-Substanz sehr einfach ins Gehirn und entfaltete dort sogar eine grössere entzündungshemmende Wirkung als THC, wie das Team um Gertsch und Carreira berichtet. Zudem sei es weniger psychoaktiv und wirke ähnlich wie körpereigene Schmerzmittel - die Endocannabinoide.

Lange war man davon ausgegangen, dass nur Cannabis THC produziere. 1994 entdeckte jedoch der japanische Pflanzenchemiker Yoshinori Asakawa im Lebermoos Radula perrottetii die THC-ähnliche Substanz, die er Perrottetinen taufte. «Es ist erstaunlich, dass nur zwei Pflanzengattungen, die 300 Millionen Jahre in der Entwicklungsgeschichte auseinanderliegen, psychoaktive Cannabinoide produzieren», sagte Gertsch gemäss der Mitteilung.

Die Forschenden betonen jedoch, dass weitere Studien nötig seien, um die Wirkung und möglichen Nebenwirkungen von Perrottetinen genauer zu ergründen.

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