Umweltverschmutzung: Plastik im Schnee von Alpen bis in Arktis
Eine neue Forschung zeigt: Mikroplastik gibt es fast überall. Die Umweltverschmutzung durch Plastik nimmt zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Sogar in der Arktis enthält der Schnee viel Mikroplastik, wie Forschende zeigten.
- Das gefundene Mikroplastik stammt vor allem aus Schläuchen und Dichtungen.
- Die Umweltverschmutzung durch Plastik nimmt weltweit zu.
Selbst in entlegenen Gegenden wie der Arktis enthält Schnee inzwischen hohe Konzentrationen von Mikroplastik. Forschende wiesen feinste Kunststoffteile in Schneeproben in den Schweizer Alpen über die Nordseeinsel Helgoland bis in den hohen Norden nach.
Forschung des Alfred-Wegener- und des WSL-Instituts
Die Plastikteilchen verbreiten sich durch die Atmosphäre und werden dann mit dem Schnee aus der Luft ausgewaschen. Davon gehen die Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) aus.
#Mikroplastik im Schnee. #AWI-Wissenschaftler haben in einer aktuellen Studie Kunststoff im Schnee der Alpen und der Arktis nachgewiesen.
— AWI Medien (@AWI_de) August 15, 2019
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Diese Mechanismen sind bisher noch wenig erforscht. Bekannt sei aber bereits seit längerem, dass sich Blütenpollen aus mittleren Breitengraden auf demselben Wege bis in die Arktis verbreiteten. Das erklärte das AWI in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Diese Pollen hätten eine ähnliche Grösse. Auch Staub aus der Sahara gelange durch die Atmosphäre über rund 3500 Kilometer bis in den Nordostatlantik.
Am meisten Mikroplastik in Bayern
Die höchste Mikroplastikmenge massen die Forschenden an einer Landstrasse in Bayern mit 154'000 Partikeln je Liter. In der Arktis waren es bis zu 14'400. In Davos GR lag der Wert bei rund 2700 Partikeln pro Liter.
Je nach Region waren es unterschiedliche Arten von Kunststoff. An der Landstrasse wiesen die Wissenschaftler, die ihre Studie nun in der Zeitschrift «Science Advances» präsentierten, vor allem Kautschuk nach. Aus diesen bestehen etwa Autoreifen.
Plastik aus Schläuchen und Dichtungen
In der Arktis und den Alpen waren es insbesondere Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen. Nitrilkautschuk wird unter anderem für Schläuche und Dichtungen verwendet, weil er von Kraftstoffen nicht angegriffen wird und grössere Temperaturschwankungen aushält. In der Arktis fanden sich die Mikroplastikteilchen etwa auf der Insel Spitzbergen, aber selbst im Schnee auf treibenden Eisschollen.
Die Experten massen in den Schneeproben darüber hinaus auch wesentlich höhere Mikroplastikkonzentrationen als andere Studien etwa in Staubablagerungen nachgewiesen hatten.
Sie sehen dafür zwei mögliche Erklärung. Zum einen könnte dies einfach an ihrer feinen Analysetechnik mittels Infrarotspektroskopie liegen. Zum anderen scheine Schnee das Mikroplastik aber «offensichtlich besonders effizient» aus der Atmosphäre auszuwaschen, erklärte AWI-Forscher Gunnar Gerdts.