Wie sich Klimaleugner überzeugen lassen
Auch Klimaskeptiker lassen mit sich reden – die Wissenschaft zeigt Wege auf, wie das geht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Leugnung des menschengemachten Klimawandels ist Teil der Wissenschaftsleugnung.
- Die «motivierte» Leugnung ist jene, die trotz Zugang und Kenntnis der Fakten herrscht.
- Ein Wunsch der Klimaskeptiker ist, das bestehende System aufrechtzuerhalten.
Die Klimaskeptiker haben mächtige Freunde. Zum Beispiel den amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Bereits während seines Wahlkampfes bezeichnete Trump den Klimawandel als Jux («hoax»), den China erfunden habe. 2018 bezichtigte er Wissenschaftler, die zum Klimawandel forschen, eine politische Agenda zu verfolgen. Und 2019 zitierte er den bekannten Klimaleugner Patrick Moore, der die Klimawissenschaft als Scheinwissenschaft bezeichnete.
Gleichzeitig sind in den USA die meisten Studien entstanden, welche die Mechanismen hinter der Verneinung des menschengemachten Klimawandels beleuchten.
Eine neue Übersichtsstudie zieht nun Fazit und zeigt Wege auf, wie Klimaskeptiker zur Vernunft gebracht werden können. Sie ist in der Fachzeitschrift Current Opinion in Environmental Sustainability erschienen. Die amerikanischen Forschenden kamen zu vier Möglichkeiten, einen Klimaskeptiker zu überzeugen.
Die sozioökonomische Angst
Hinter dem Leugnen des menschengemachten Klimawandels steckt oft der Wunsch, das bestehende sozioökonomische System zu bewahren. Der Klimawandel bedroht dieses System. Wenn der Klimawandel und die Massnahmen dagegen so kommuniziert würden, dass sie mit dem bestehenden System kompatibel sind, könnten sich Ansichten von Menschen, welche den Klimawandel anzweifeln, ändern, so die Studie.
Klimaleugnung als Identität
Der Klimawandel ist zu einem der polarisierendsten Themen in der westlichen Welt geworden – und die Fronten verlaufen entlang ideologischer und politischer Linien. In den USA kommen die allermeisten Klimaskeptiker aus dem konservativen und neoliberalen Milieu. Denn: Viele Leute formen ihre Meinung nicht aufgrund von Fakten, sondern aufgrund von Zugehörigkeit.
Diese Spaltung könnte in der Diskussion über den Klimawandel aufgebrochen werden, wenn die Werte und das Vokabular der Konservativen ebenfalls einbezogen würde, argumentieren die Studienautoren und -autorinnen. Wenn also zum Beispiel über Reinheit («purity») geredet würde statt über Schaden und Fürsorge, könnten sich auch Konservative einfacher mit dem Thema identifizieren.
Der soziale Einfluss
Sozialen Normen sind enorm effektiv, um Ansichten und Verhalten zu ändern. Informationen, welche wir – Klimaskeptiker oder nicht – über eine Quelle erhalten, der wir vertrauen, verändern unsere Meinung eher, als solche, die wir nicht kennen oder denen wir misstrauen. Auch persönliche Gespräche bringen viel – je näher uns die Person steht, desto mehr. So sind Kinder und Jugendliche, welche ihre Eltern in eine Klimadiskussion verwickeln, sehr erfolgreich.
Die Macht der Selbstbestätigung
Der Klimawandel bedroht nicht nur das sozioökonomische System, sondern potenziell auch die Integrität einer Person: Also die Sicht auf sich selbst als fähig, konsistent und prinzipientreu. Mitteilen zu dürfen, welche Werte man vertritt und was für einen relevant ist, ist ein wichtiger Teil der Selbstbestätigung. Klimaskeptikern wird dieses Recht aber oft abgesprochen. «Es gibt ein starkes Denken von: ‹da drüben sind die Leugner, kümmern wir uns nicht um sie – es ist es nicht wert›», sagt Verhaltensforscherin und Hauptautorin Gabrielle Wong-Parodi in einer Mitteilung. «Viele Strategien gehen davon aus, dass mit Klimaleugnern etwas falsch ist, anstatt anzuerkennen, dass sie Überzeugungen haben und das wichtig ist.»
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