Zum Träumen muss die Temperatur stimmen
Ist es zu kalt, dauern die Traumphasen im Schlaf weniger lang. Wieso das so ist, haben nun Berner Neurowissenschaftler entdeckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Während des REM-Schlafs kann der Körper seine Temperatur nicht mehr regulieren.
- Ist es zu kalt, werden die REM-Schlafphasen deshalb kürzer.
- Nun haben Berner Neurowissenschaftler die Nervenzellen entdeckt, die dafür verantwortlich sind.
Etwa ein Viertel unserer Nachtruhe verbringen wir mit Träumen – in einer Schlafphase mit dem Namen Rapid Eye Movement (REM). Wieviel Zeit wir genau zum Träumen haben, hängt jedoch von der Umgebungstemperatur ab. Bisher war aber nicht bekannt, wie genau die Temperatur den REM-Schlaf bei Tieren und Menschen beeinflusst. Nun haben Neurowissenschaftler der Universität Bern und des Inselspitals in einem Experiment an Mäusegehirnen entdeckt: Verantwortlich sind spezielle Nervenzellen namens melanine-concentrating hormone (MHC)-Neurone.
Gene ein- und ausgeschaltet
In ihrem Experiment erhöhten die Forschenden die Umgebungstemperatur von schlafenden Mäusen von 25 auf 32 Grad. Dadurch wurden auch die REM-Schlafphasen länger. Bei ihren Test-Nagern schalteten die Forschenden mit einem speziellen Verfahren namens Optogenetik ein Gen ein und aus, dass für die Funktion von MHC-Neuronen verantwortlich ist. Sobald die Forscher dieses Gen ausschalteten, hatte die Temperaturerhöhung keinen Einfluss mehr auf den REM-Schlaf. Wenn sie das Gen wieder einschalteten, dauerte auch der REM-Schlaf wieder länger.
Energiesparfunktion des Körpers
Hinter dem Phänomen steht wahrscheinlich eine Energiesparfunktion unseres Körpers, vermuten die Forscher. Denn im REM-Schlaf – der unter anderem wichtig ist, um Erinnerungen und Erlerntes im Gedächtnis zu verankern – ist das Gehirn zwar sehr aktiv, aber der Körper reguliert seine Temperatur nicht mehr, zum Beispiel durch Schwitzen oder Zittern. Wahrscheinlich um sich nicht unterkühlen fährt der Körper deshalb die Dauer des REM-Schlafs herunter, wenn es zu kalt ist.
Initiated by Gebert Rüf Stiftung