Schweizer Gameentwicklerin über ihr Rollenspiel «Cendric»
Die 25-jährige Isa Roesch ist Gameentwicklerin aus Schaffhausen und erfüllt sich einen Traum mit ihrem ersten Rollenspiel: «Cendric».
Das Wichtigste in Kürze
- Isa Roesch ist Gameentwicklerin aus Schaffhausen.
- Ihr erstes grosses Rollenspiel «Cendric» ist ab März 2018 für die Plattformen Windows, Mac and Linux erhältlich.
«Die Schweizer Gameszene ist überschaubar – gerade deswegen aber auch sehr familiär», sagt Isa Roesch zu Nau. Die 25-jährige Gamedesignerin aus Schaffhausen steht kurz davor, ihr erstes Rollenspiel zu veröffentlichen. Ein Projekt, das sich aus dem Zürcher Hackathon herausgeschält hat.
Innerhalb von 72 Stunden gebar sie zusammen mit einem Kollegen einen Prototypen zu «Cendric». Nach einer Kreativitätspause nahm das (fast) One-Woman-Projekt wieder Gestalt an. «Das Ganze war natürlich auch eine Traumverwirklichung für mich, da ich schon seit der sechsten Klasse wusste, dass ich Gameentwicklerin werden wollte», so Roesch.
Am Fusse der Giganten
Ein RPG (Rollenspiel) aus der Schweiz? Google spuckt da am liebsten noch «Raumplanungsgesetz» aus. «Cendric» ist wohl ein einsamer Kämpfer in der Szene. Das Spiel von Isa Roesch ist jedoch kein nur klassisches Rollenspiel aus der Klonschmiede. Es hebt sich auf kreative Wege ab.
Auf den ersten Blick wirkt das Spiel wie ein Zeldaspiel eines Fans mit viel Liebe gezeichnet. Sobald bestimmte Gegende betreten werden, wechselt man von der Vogel- in die 2D-Perspektive. «Cendric» spielt sich als Rollenspiel und Jump 'n' Run gleichzeitig. Roesch selbst bestreitet jedoch jegliche Zeldaeinflüsse, viel mehr vergleicht sie ihr Spiel mit «Gothic», «Super Mario» oder «Braid».
Spiel auf Schweizerdeutsch
«Cendric» ist eines der wenigen Games, das auch auf Schweizerdeutsch spielbar ist. «Schweizerdeutsch sollte
eher sowas wie ein Easter-Egg sein». sagt Roesch. Schnell wird klar, dass daraus trotzdem ein Alleinstellungsmerkmal wurde. Ungewohnte Augen schicken gleich ein Schmunzeln auf die Lippen.
Aber man gewöhnt sich daran und entdeckt andere Dialekte: Graubünden, Bern, Aargau, Ostschweiz und viele mehr. Die sind nicht zufällig verteilt. «Verschiedene Gilden im
Spiel sollten also verschiedene Dialekte haben.» Simpel aber effektiv: Dadurch unterscheiden sich alle Nicht-Spielbaren-Charaktere. Jede Interaktion mit ihnen ist wie ein Treffen mit einem engen Freund.
Open-Source-Engine
Hinter den Pixeln pumpt nicht die Unity-Engine wie in den meisten Schweizer Spielen. Dadurch sei man viel freier. Auch wenn es dadurch aufwendiger wird, vergrössere sich der Lerneffekt. «Bei vielen Engines sieht man nach einer halben Stunde schon etwas über den Bildschirm hüpfen. Bei einer eigenen Engine vielleicht nach einem Tag oder einer Woche.»
Die ersten Eindrücke
Es gibt viel zu tun in der lebendig aufgebauten Welt von «Cendric». Der Spieler eilt von Quest zu Quest und kämpft sich durch schwer zu meisternde 2D-Landschaften. «Cendric» ist sicher nichts für den Casual-Player. Roesch erwähnt im gleichen Atemzug noch «Dark Souls», während schon wieder ein ironischer Todesbildschirm erscheint: «Du bisch verreckt.»
Aber dieser Dauertod wandelt sich glücklicherweise nicht in Frust um. Die knallig gezeichneten Dörfer laden wieder zum Verweilen ein, bis der nächste Anlauf mehr Erfolg bringt. Lobenswert ist auch die Musik, die das Spielerlebnis passend untermalt. Ansonsten ist «Cendric» ein Schweizer Spiel, das die Szene erheblich aufmischen könnte. Das Konzept ist einzigartig und hinter dem Projekt steckt so viel Potenzial, dass im März 2018 ein RPG-Boom in der Schweiz ausbrechen könnte. Nau ist gespannt und wird das Projekt weiterhin verfolgen.