Winnie Puuh kommt auf die Leinwand
Der berühmteste Teddy der Filmgeschichte ist wieder da! Und dieses Mal erteilt Winnie Puuh dem erwachsenen Christopher Robin eine Lektion.
Das Wichtigste in Kürze
- Winnie Puuh kommt auf die Leinwand.
- Dabei ist der süsse Bär charmant und nostalgisch animiert.
Christopher Robin weiss eine Sache ganz genau: Niemals wird er seine Freunde vergessen. Der Junge sitzt auf einem Baumstamm und neben ihm hockt goldgelb mit dunkelrotem Pullover Winnie Puuh, der von sich immer sagt, er sei «ein Bär von geringem Verstand». Robin wird zum Internat aufbrechen und kann deshalb nicht mehr regelmässig Puuh und seine Freunde besuchen. Er sagt dem Bären: «Ich werde euch nicht vergessen, ich verspreche es, selbst wenn ich 100 Jahre alt werde.»
Das stellt sich in wesentlich kürzerer Zeit als Irrtum heraus, denn Robin kommt aufs Internat, zieht als Soldat in den Krieg und lernt seine Frau Evelyn kennen. Sie bekommen eine Tochter, Christopher einen Job. «Von nichts kommt nichts» wird zum Wahlspruch und es kommt wie es kommen muss: Robin verliert sich in einem Beruf, der ihm keinen Spass macht und er vergisst darüber seine Familie und seine alten Kinderfreunde aus dem Hundertmorgenwald – bis eines Tages Puuh vor ihm steht.
Jede Menge Nostalgie
Wie diese Geschichte ausgeht und welche Lektionen die von Ewan McGregor verkörperte Hauptfigur auf dem Weg dorthin lernen wird, ist vermutlich nicht besonders schwer zu erraten. Für erwachsene Zuschauer dürfte diese gemächliche Vorhersehbarkeit das grösste Problem von «Christopher Robin» sein. Auch darüber hinaus gelingt es dem deutsch-schweizerischen Regisseur Marc Forster, unter anderem auch verantwortlich für die Peter-Pan-Verfilmung «Finding Neverland», aber auch die Endzeit-Action «World War Z», nicht immer, ein grosses Publikum anzusprechen.
Hier entscheidet er sich beispielsweise zusammen mit Kameramann Matthias Königswieser und Szenenbildnerin Caroline Smith für einen entspannten Grundton ohne grelle Farben. Die computeranimierten Figuren sind zurückhaltend gestaltet, abgesehen von sehr kurzen und unblutigen Kriegsszenen und einer kleinen Verfolgungsjagd in London gibt es keine nennenswerte düstere Action. Wer Kinder hat, die bereits eher schnell erzählte Filme wünschen, ist damit falsch.
Ob aber die ganz jungen Kinder wiederum 104 Filmminuten lang durchhalten und Robins Faszination für die Berufswelt überhaupt als Problem begreifen, bleibt offen, insgesamt treibt der Film ein wenig orientierungslos seine schon häufig gesehene Erweckungsgeschichte voran.
Die Qualität der jüngsten Disney-Realverfilmungen wie beim «Dschungelbuch» und «Die Schöne und das Biest» wird damit nicht ganz erreicht. Ausserdem soll hier auch eine andere Wirkung als bei «Paddington» erzielt werden, der anderen Teddybär-Realverfilmung, die in den vergangenen Jahren Erfolg feierte. Während diese Filme eher von Gesellschaften handeln, die durch die Aufnahme von Aussenseitern reicher werden, geht es bei «Christopher Robin» schlichter darum, dass Winnie Puuh den Zuschauern zu einer ausgiebigen Pause im Leben rät. In jedem Fall bietet dieser Film aber eine Menge beruhigende Nostalgie und eine grosse Portion Unschuld – und das ist in diesen Zeiten für viele Zuschauer sicher nicht der schlechteste Grund, ins Kino zu gehen.