Silvio Berlusconi wird 85: Politische Krönung als Staatspräsident?
Ehemaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird am 29. September 85 Jahre alt. Statt Ruhestand plant der Vorsitzende der konservativen Forza Italia Grosses.
Das Wichtigste in Kürze
- Silvio Berlusconi wird am 29. September 85 Jahre alt.
- Als politische Krönung möchte er jetzt noch Staatspräsident werden.
- Die Chancen dafür sind aber ziemlich gering.
Kein anderer hat die Politik in Italien in den vergangenen drei Jahrzehnten so bestimmt wie Silvio Berlusconi. Nun wird der «Vater aller Populisten», wie er einmal genannt wurde, 85 Jahre alt. Und er hat noch ein Ziel – dieses könnte grösser kaum sein.
Einen grossen Traum hat Silvio Berlusconi noch, es wäre die Krönung einer einzigartigen Karriere: Er will italienischer Staatspräsident werden. Dass nun just dieser Berlusconi, der am 29. September 85 Jahre alt wird, als Kandidat für das würdevollste Amt in Rom gehandelt wird, sorgt bei vielen für Kopfschütteln.
Nach drei Jahrzehnten voll politischer Höhenflüge, krachender Abstürze und einem Justizskandal nach dem anderen ist bei Berlusconi aber eines sicher: Dem «Cavaliere» ist alles zuzutrauen – weil er genau das selbst immer tat. «Ich bin der Jesus Christus der Politik», hatte er 2006 einmal gesagt.
Silvio Berlusconi war früher der Entertainer von Italien
«Berlusconismus» – das politische Auftreten des Mailänders hat längst einen eigenen Namen. Mit einer populistischen Mischung aus Opportunismus, Dreistigkeit, Machismus, aber auch einem Gespür für Stimmungen im Land.
Der Einfluss seiner TV-Sender wurde der Rechtswissenschaftler auf Kreuzfahrtschiffen zur Figur der Politik in Rom der 90er und Nuller Jahren. Viermal war er Regierungschef, insgesamt kam er dabei auf mehr als neun Jahre im Palazzo Chigi. So lange war kein anderer in der italienischen Republik seit 1946 Ministerpräsident.
Der ehemalige Ministerpräsident Matteo Renzi war baff von Berlusconis Anliegen
Nun schielt er auf ein anderes Prachtbauwerk mit spektakulärem Blick über die Ewige Stadt: den Quirinalspalast des Staatspräsidenten. Derzeit werden seine Chancen auf den Posten allerdings als sehr gering eingeschätzt. Um Anfang 2022 in jenen Palazzo einzuziehen, ist Berlusconi auf ganz aussergewöhnliche Allianzen bei den Parlamentariern angewiesen.
Im Sommer empfing er dazu sogar den früheren Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Der Mitte-Links-Politiker war ganz baff vom Anliegen des Vorsitzenden der konservativen Forza Italia.
Renzi dürfte erschaudern beim Gedanken, dass Berlusconi für eine Amtszeit von sieben Jahren den höchsten Posten in Italien bekleiden soll. Berlusconi wäre es dann erlaubt, unter anderem Parlamente aufzulösen, Regierungen zu ersetzen und das Land in der Welt zu repräsentieren.