Coronavirus: Darum soll die Grippe-Impfung helfen
Mediziner empfehlen, dass sich im Herbst möglichst viele Personen gegen die Grippe impfen lassen. Die Folgen der Corona-Pandemie sollen so abgefedert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Möglichst viele Personen sollen sich im Herbst gegen Grippe impfen lassen.
- Damit soll der Kampf gegen das Coronavirus unterstützt werden.
- Die Grippe-Impfung nützt allerdings nichts gegen Coronaviren.
So viele wie möglich, wenn nicht alle, sollen sich im Herbst gegen die Grippe impfen lassen. Das fordert unter anderem der Tessiner Kantonsarzt, aber auch der Leiter der Corona-Taskforce des Bundes, Matthias Egger. Das Bundesamt für Gesundheit will dies mit einer entsprechenden Kampagne nach Kräften unterstützen .
Die Empfehlung zur Grippe-Impfung, insbesondere für bestimmte Personengruppen, wiederholt sich zwar jährlich. Dieses Jahr wird sie aber auch und vor allem mit dem Kampf gegen das Coronavirus begründet.
Grippe-Viren und Coronavirus sehr unterschiedlich
Das heisst nicht etwa, dass die Experten US-Präsident Donald Trump doch noch recht geben würden. Dieser hatte im März Pharma-Chefs gefragt, ob nicht eine «solide Grippe-Impfung» gegen das Coronavirus wirken könnte. Die Antwort damals wie heute ist ein solides «No».
Influenzaviren (die die klassische Grippe auslösen) und Coronaviren sind etwa so verwandt wie ein Panda mit einem Zitronenfalter. Nichtsdestotrotz empfehlen die Trump-Regierung und der Präsident himself ebenfalls, sich in Anbetracht einer möglichen zweiten Corona-Welle gegen Grippe zu impfen.
Symptome praktisch gleich
Die Überlegung dahinter ist weniger eine gesundheitliche, sondern vielmehr eine praktische. Die Symptome von Grippe und Covid-19 lassen sich kaum unterscheiden: Fieber, Husten, Muskelschmerzen können gleichermassen auftreten.
Entsprechend hat das BAG deshalb Mitte März die Statistik der «grippeähnlichen Erkrankungen» nicht mehr weitergeführt. Wegen der Vermischung mit Corona-Fällen waren die Daten schlicht nicht mehr aussagekräftig.
Mit der Grippe-Impfung soll verhindert werden, dass zusätzlich zu den Corona-Verdachtsfällen noch Tausende Personen mit Influenza-Erkrankung Spitäler und Arztpraxen belagern. Welcher Virus jeweils für die Symptome verantwortlich ist, würde erst ein Test zeigen.
Hinzu kommt, dass auch die Grippe schwere Verläufe verursachen kann: Beatmungsgeräte würden so zusätzlich verknappt. Je weniger Grippe-Fälle, desto weniger Warteschlangen vor den Corona-Testzentren. Und um so mehr Kapazitäten im Gesundheitswesen für diejenigen, die lebensbedrohlich erkranken.
Auch bei Grippe Ansteckungskette brechen
Im Gegensatz zu anderen Jahren wird 2020 die Grippe-Impfung nicht nur für Risikopersonen und das Gesundheitspersonal empfohlen. Wegen dem gleichzeitig grassierenden Coronavirus soll auch bei der Grippe die Ansteckungskette möglichst gebrochen werden. Wie beim Coronavirus sind Personen mit Vorerkrankungen und die ältere Generation besonders gefährdet.
Anders als bei Corona sind jüngere Personen und Kinder bei der Grippe aber sehr relevant bei der Verbreitung des Virus. Kleines Problem in diesem Szenario: Der Impfstoff wird kaum reichen, um so viele Personen gegen Grippe zu impfen. Priorität haben darum im Herbst nach wie vor die vulnerablen Personen.