Coronavirus: Nau erklärt Lockerung von Ösi-Kanzler Sebastian Kurz
Das Wichtigste in Kürze
- Österreich ist bisher vom Coronavirus relativ milde betroffen.
- Bundeskanzler Sebastian Kurz hat einen Exit-Fahrplan aus dem Lockdown vorgestellt.
- Ein verfrühter Rückzug der Coronavirus-Massnahmen könnte sich als Bumerang erweisen.
Ischgl, das beliebte österreichische Skigebiet an der Grenze zur Schweiz, gilt als Hot-Spot der europaweiten Corona-Krise. Das Virus hat sich gemäss den österreichischen Behörden bereits Anfang Februar dort ausgebreitet. Von Ischgl aus könnte es sich gar über ganz Europa ausgebreitet haben.
Mit ein Grund: Die bei den internationalen Gästen beliebten Après-Ski-Partys. Das Land habe den Skibetrieb und die Partys nicht schnell genug unterbunden, so der Vorwurf an die Ösis.
Doch mit rund 12'000 Infizierten und 220 Todesopfern (gemäss Johns Hopkins Universität) kommt das Land bisher verhältnismässig glimpflich davon.
Im Vergleich: Die Schweiz hat mit rund 21'000 Infizierten und 584 Toten (gemäss BAG) deutlich mehr Opfer zu beklagen.
Grund genug für Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, sich selbst ein Kränzchen zu binden. Der Erfolg der österreichischen Massnahmen lasse sich daran erkennen, dass «viele andere Länder unsere Massnahmen kopieren», so Kurz gestern Montag im ORF.
Gleichtags legte der Kanzler einen Exit-Fahrplan für Österreich vor. Dieser sieht vor, dass zwar die Ausgangsbeschränkungen bis Ende April verlängert werden. Doch nach Ostern soll sich das Land schrittweise öffnen.
Eingebaute Notbremse
Ab dem 14. April sollen kleinere Geschäftslokale für den Verkauf wieder geöffnet werden. Ab Mai dann könnten auch alle anderen Geschäfte wie etwa Coiffeure unter strengen Auflagen öffnen.
Alle anderen Dienstleistungsbereiche und auch Schulen sollen möglicherweise ab Mitte Mai stufenweise geöffnet werden. Veranstaltungen werden frühestens ab Juli möglich.
Dabei handle es sich um einen «Fahrplan mit eingebauter Notbremse, die sofort in Kraft tritt, wenn die Zahlen wieder steigen», betonte der Kanzler.
Lichtblick könnte sich als Bumerang erweisen
So positiv der Lichtblick von Sebastian Kurz am Himmel der ganzen Krise erscheinen mag, die Ankündigung des Kanzlers könnte sich als Bumerang erweisen. Zumal derzeit kein Licht am Ende des Corona-Tunnels erscheint.
Praktisch weltweit sind die Zahlen der Covid-19-Infizierten steigend. Normalisierung wird sich wohl erst einstellen, wenn eine Impfung gegen das Virus gefunden wird, sind sich viele Experten einig.
Was also Kurz mit seiner Exit-Ankündigung möglicherweise bewirkt: Er setzt Druck auf andere Regierungen, ähnliche Massnahmen und Fahrpläne zu präsentieren.
Indem er die «erfolgreichen» österreichischen Massnahmen mit denen anderer Ländern vergleicht, beschwört er womöglich einen Wettkampf im Corona-Wettrennen hervor.
Doch ein verfrühter Exit aus den Coronavirus-Massnahmen könnte gefährlich und falsch sein. Schnell könnten die Zahlen wieder nach oben schiessen und den europäischen Lockdown um weitere Monaten verlängern.