Donald Trump: Was ist dran an WHO-Vorwürfen?
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump kritisiert die WHO für ihr Coronavirus-Management.
- Dass der WHO Fehler unterlaufen sind, sind sich viele Experten einig.
- Die Weltgesundheitsorganisation warnte jedoch bereits 2016 vor einer Pandemie dieser Art.
Dass US-Präsident Donald Trump nicht viel von den Vereinten Nationen hält, ist längst bekannt. Die Amis haben unter Donald Trump bereits das Pariser Klimaabkommen der UN sistiert und auch den Menschenrechtsrat verlassen.
Nun hat Donald Trump die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation WHO - die Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen - gestoppt. Und dies inmitten der Coronavirus-Krise.
Es müsse überprüft werden, welche Rolle die WHO bei der «schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus» gespielt habe, so Donald Trump. Die Organisation sei zu China-hörig, wirft er vor. Das Missmanagement der WHO und deren Vertrauen auf die Angaben aus China habe die Corona-Epidemie dramatisch verschlimmert.
Mit den zahlreichen Fehlern, welche die Organisation gemacht habe, habe sie «so viele Todesfälle» zu verantworten. Donald Trump kritisierte insbesondere, dass sich die WHO zunächst gegen Einreisesperren aus China ausgesprochen habe. Zudem habe sie es versäumt, auf Angaben der chinesischen Regierung kritisch und zeitnah zu reagieren.
Fehler der WHO
Klar ist: Die WHO hat tatsächlich zögerlich und verharmlosend auf Coronavirus-Warnungen reagiert. Auf einen Bericht aus Taiwan Ende Dezember, der über aussergewöhnliche Lungenentzündungen durch einen SARS-ähnlichen Virus in der chinesischen Stadt Wuhan informierte, ist die Organisation nie eingegangen.
Auf Drängen Chinas wurde Taiwan 2016 der Beobachterstatus bei der WHO aberkannt. Und so vermutet man in Taiwan, dass die Organisation nun auch auf Druck der Chinesen hin nicht auf die Warnungen aus Taipeh reagiert habe.
Das weltweite Risiko wurde lange als «moderat» eingestuft und obwohl in China bis zum 24. Januar Wuhan und zahlreiche Städte komplett abgeriegelt und Grossveranstaltungen abgeblasen wurden, sprach die WHO tatsächlich keine Reise- und Handelsbeschränkungen aus. Erst Ende Januar wurde der internationale Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Der Vorwurf, die WHO sei China-hörig, wird durch einen Besuch des WHO-Generalsekretärs Tedros Adhanom Ghebreyesus Ende Januar in Peking gestützt. Hinterher hatte der Äthiopier China und Staatspräsident Xi Jinping für seine Bemühungen gelobt.
China setzt allgemein immer mehr darauf, Einfluss auf multilaterale Organisationen zu nehmen. Man will sich als multilateralen Player positionieren. Auch auf die WHO scheinen die Chinesen Einfluss gewonnen zu haben. So steht Todros im Verdacht, mithilfe massiver chinesischer Unterstützung den Kampfwahl zum WHO-Chef 2017 gewonnen zu haben.
WHO warnte bereits 2016
Doch einerseits greift es zu kurz, der WHO die Ausbreitung der Corona-Pandemie zuzuschreiben. Gemäss einem Beitrag von «oe24» habe die WHO bereits ab 2016 regelmässig vor einer Pandemie dieser Art gewarnt. Doch Europa als auch die USA haben es verpasst, sich mit der Bedrohung aus Ostasien auseinanderzusetzen.
Andererseits sollten Fehler aufgearbeitet werden, wenn die Krise überstanden ist. So bringt es Amesh Adalja, Infektions-Experte der amerikanischen Johns-Hopkins Universität, auf den Punkt. Inmitten der Pandemie die Zahlungen zu stoppen sei «eine falsche Botschaft».
Auch UN-Generalsekretär António Guterres meinte, es sei jetzt nicht die Zeit, Zahlungen an die WHO, welche dem Kampf gegen das Virus anführe und koordiniere, zurückzuhalten.
Und tatsächlich könnte die WHO noch entscheidend werden, für die Bekämpfung des Coronavirus. In den ärmsten Ländern der Welt scheint der Höhepunkt der Pandemie noch bevorzustehen. In diesen Staaten ist die WHO oftmals die letzte und einzige Hilfe.
Hinzu kommt, dass sich der Zahlungsstopp als Wasser auf die Mühlen der Chinesen erweisen könnte: «Wenn man den Einfluss Chinas auf die WHO begrenzen will, ist der Entzug von Finanzmitteln kontraproduktiv», argumentiert der deutsche Aussenpolitiker Norbert Röttgen treffend.