Coronavirus: Hat es die WHO «vermasselt»?
Das Wichtigste in Kürze
- BEHAUPTUNG: Die WHO habe Mitte Januar erklärt, so Trump, es gebe keine Übertragung des Coronavirus von Mensch zu Mensch.
Was ist dran?
BEHAUPTUNG: Die WHO habe Mitte Januar erklärt, so Trump, es gebe keine Übertragung des Coronavirus von Mensch zu Mensch. «Sie gaben diese Erklärung wahrscheinlich zusätzlich in der zweiten oder dritten Dezemberwoche ab, aber sie gaben sie sehr kraftvoll am 14. Januar ab», sagte der US-Präsident am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.
BEWERTUNG: Beides falsch.
FAKTEN: In der «zweiten oder dritten Dezemberwoche», wie Trump behauptet, hat die WHO überhaupt keine Erklärung zum Coronavirus abgegeben. Dass in der chinesischen Metropole Wuhan eine mysteriöse Lungenkrankheit ausgebrochen ist, wurde erst am 31. Dezember durch eine Mitteilung der städtischen Gesundheitskommission bekannt. Am selben Tag erfuhr die WHO nach eigenen Angaben davon.
Es wird davon ausgegangen, dass der Erreger der Lungenkrankheit Covid-19 auf einem Wildtiermarkt auf den Menschen übersprang. Mitte Januar waren gerade einmal gut 40 infizierte Menschen registriert, die meisten von ihnen hatten eine Verbindung zu dem Markt in Wuhan. Sehr viel war über das Virus damals noch nicht bekannt.
Am 14. Januar stellte die WHO fest, dass es noch «keine klaren Beweise» für eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch gebe. Doch ausgeschlossen hatten die Experten einen solchen Infektionsweg nicht. Im Gegenteil: Explizit hiess es, zusätzliche Untersuchungen seien erforderlich, «um die potenzielle Übertragbarkeit unter Menschen vollständig zu verstehen». Auf einer WHO-Pressekonferenz sagte die Epidemiologin Maria Van Kerkhove: «Ja, eine begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch ist sicherlich möglich.»
Ebenso vorsichtig formulierte die US-Gesundheitsbehörde CDC es drei Tage später: «Eine begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch könnte vorkommen.» Am 20. Januar meldete ein Expertenteam der chinesischen Gesundheitskommission dann erste Nachweise, dass der Erreger tatsächlich zwischen Menschen übertragen wird.
Trump wirft der WHO zudem vor, zu sehr auf China ausgerichtet zu sein. Grundsätzlich hängt die Organisation tatsächlich für die Erhebung ihrer Daten von der Zuarbeit der Mitgliedsstaaten ab. Das gilt aber für alle WHO-Staaten. An der Verlässlichkeit der Informationen aus China gibt es durchaus Zweifel.
«Mit Vorsicht zu geniessen», sagte etwa der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, Mitte Februar über die Angaben von Peking. Und der Berliner Virologe Christian Drosten pflichtete bei, dass es «eine vollkommen falsche Einschätzung der Zahlen in China gibt, einfach durch eine Überlastung des Meldesystems».