Mazedonien: Namensstreit erhitzt die Gemüter
Die Republik Mazedonien soll einen neuen Namen erhalten. Doch nicht alle im Land sind begeistert. Sie gingen am Samstag zu Tausenden auf die Strasse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Umbenennung Mazedoniens ist auf der Zielgeraden.
- Sowohl die griechische, als auch die mazedonische Regierung scheinen sich einig zu sein.
- Doch Opposition gibt es in Griechenland als auch in Mazedonien.
Sie wollen «Mazedonier» bleiben und gingen deshalb am Samstag zu tausenden auf die Strasse. Hintergrund ist die Umbenennung Mazedoniens. Zur Demonstration aufgerufen hatte die rechtskonservative Oppositoinspartei VMRO-DPMNE. Nau erklärt die Hintergründe:
Namensstreit seit 1991
Der Name Mazedonien geht auf das antike Gebiet Makedonien zurück. Nach dem Ende des Osmanischen Reiches und der Balkankriege von 1912/13 teilte sich das Gebiet auf die verschiedene Staaten Griechenland, Serbien, Bulgarien und Albanien. Während dem Zweiten Weltkrieg wurde im Widerstand die sozialistische Republik Mazedonien gegründet, die 1946 im sozialistischen Jugoslawien einverleibt wurde. Als 1991 infolge des Zerfalls Jugoslawiens die Teilrepubliken ein Referendum über die staatliche Souveränität abhielt, sprachen sich 91 Prozent der Mazedonier gegen einen Verbleib im sozialistischen Staat aus. Noch im selben Jahr erkannte Bulgarien das Land unter dem Namen Republik Mazedonien an.
Damit begann auch der Namensstreit mit dem südlichen Nachbar Griechenland. Aus politische Gründen vermied Greichenland zuvor den Anspruch auf den Namen. Doch mit der Unabhängigkeit des ehemaligen jugoslawischen Teilstaats befürchtete man nun Gebietsansprüche Mazedoniens auf die gleich lautende, griechische Region Mazedonien.
EU-Mitgliedschaft
Heute scheint nun das Ende des Namenskonflikts auf der Zielgeraden. Nach 27 Jahren des Konflikts haben sich beide Seiten auf eine Rahmenvereinbarung verständigt. In den nächsten Tagen sollen die beiden Staatschefs Alexis Tsipras und Zoran Zaev für die Beratung über ein endgültiges Abkommen zusammentreffen. Mazedonien, so die Lösung, soll einen neuen Namen erhalten. Laut dem mazedonischen Ministerpräsidenten Zaev soll die Bevölkerung in einer Volksbefragung über den künftigen Namen entscheiden. Zur Debatte stehen etwa: «Republik Ober-Mazedonien», «Republik Nord-Mazedonien» oder «Republik Neu-Mazedonien». Doch Griechenland verlangt viel, denn die Namensänderung soll in der Verfassung Mazedoniens verankert werden.
Für die mazedonische Regierung geht es um viel. Die Volkswirtschaft des Balkanstaates ist schwach, man kämpft mit einer hohen Arbeitslosigkeit, Investitionen fehlen. Ein Beitritt zur Europäischen Union wäre hilfreich. Seit Ende 2005 besteht Formal der Status eines Beitrittskandidaten. Doch das EU-Mitglied Griechenland hat bisher den Beitrittsprozess blockiert. Nun soll es mit dem Ende des Streits vorwärts gehen.
Protest auf beiden Seiten
Doch Protest an der Umbenennung gibt es Hüben wie Drüben. Nationalistische und religiös orientierte Organisationen in Griechenland fordern die Aberkennung des Landesnamen ihres Nachbarlandes. «Mazedonien ist griechisch, und nur griechisch», skandierten im Februar Hunderttausende Demonstranten in Athen. Und jetzt demonstrieren tausende auf den Strassen von Skopje. Sie sind klar gegen eine Verfassungsänderung zur Umbenennung Mazedoniens.
Unterstützung erhalten sie vom ungarischen Ministerpräsidenten und EU-Kritiker Viktor Orban. In einer Videobotschaft lobte er die mazedonischen Politiker, «die sich dem Druck ausländischer Mächte nicht beugen».