25 Prozent der Zürcher ÖV-Chauffeure bald in Rente
In Zürich, Bern und Basel gehen in den kommenden Jahren viele Chauffeure in Pension. Die VBZ versuchen, gezielt neue Ü50-Chauffeure anzuwerben.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Pensionierungen der Babyboomer-Generation treffen auch die Verkehrsbetriebe.
- Bei den VBZ in Zürich gehen bis 2031 rund 25 Prozent der Chauffeure in Pension.
- Auch in Bern gibt es im «Vergleich zu den Vorjahren etwas mehr Pensionierungen».
In vier Jahren werden mit den 1964er-Jahrgängern auch die jüngsten Babyboomer, also Mitglieder der geburtenstärksten Generation, pensioniert.
In den nächsten zehn Jahren werden mehr Personen in Rente gehen, als Junge neu in den Arbeitsmarkt einsteigen.
Die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge stellt den Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. Auch in der ÖV-Branche.
VBZ werben gezielt Ü50er an
Allein bei der SBB waren 2023 12'000 der rund 31'000 Angestellten mindestens 50 Jahre alt. Das sind rund 40 Prozent. Die Bus- und Trambetriebe haben ähnliche Probleme.
«Bis 2031 gehen rund 25 Prozent unserer Fahrdienst-Mitarbeitenden in die Pension.» Das erklärt Judith Setz von den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) auf Anfrage von Nau.ch.
Gehen in Zürich also bald die ÖV-Chauffeure aus? Man versucht es zu verhindern.
«Die VBZ haben deshalb bereits vor einiger Zeit entsprechende Massnahmen getroffen.»
So habe man unter anderem letztes Jahr eine Ü50-Kampagne lanciert, die gezielt Arbeitnehmende ab 50 Jahren angesprochen habe. Diese Zielgruppe spreche sonst niemand auf dem Arbeitsmarkt in dieser Art und Weise an.
Dabei sind die «über 50-Jährigen aktuell immer noch die grösste Gruppe der Arbeitnehmenden auf dem Markt», sagt Setz.
Darum würden die VBZ auch in den nächsten Jahren mit genügend Interessierten aus dieser Generation rechnen.
Viele Zürcher ÖV-Mitarbeiter arbeiten nach Pension weiter
Doch auch jüngere Bewerberinnen und Bewerber haben sich laut Setz von der Kampagne angesprochen gefühlt. «Das zeigte die generell starke Zunahme an Bewerbungen aller Alterskategorien.»
Zurzeit seien die Ausbildungsklassen sehr gut gefüllt. Zudem würden die VBZ Fahrdienst-Mitarbeitenden anbieten, über die Pension hinaus noch in Teilzeit für sie unterwegs zu sein.
«Aktuell sind rund ein Drittel der Mitarbeitenden nach der Pension weiter bei der VBZ angestellt.»
Auch in Bern bei Bernmobil erfolgen laut Sprecher Rolf Meyer «im Vergleich zu den Vorjahren etwas mehr Pensionierungen».
Er erklärt bei Nau.ch: «Es handelt sich um geplante Pensionierungen der Babyboomer-Generation.»
Zudem liege das Durchschnittsalter im Fahrdienst etwas höher als in der gesamten Belegschaft. Das werde sich in den kommenden Jahren auch auswirken.
Es dauert vier Monate, bis Stelle neu besetzt werden kann
Ein personeller Engpass drohe aber nicht: «Diese Pensionierungen sind in der Personalplanung selbstverständlich berücksichtigt und können durch entsprechende Rekrutierungen aufgefangen werden.»
Zwar seien für das laufende Jahr noch nicht alle Stellen besetzt, doch das sei Anfang Jahr normal.
«Eine Stelle im Fahrdienst zu besetzen, dauert aufgrund der gesetzlichen Vorgaben (Testverfahren) rund vier Monate.»
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Zudem gelinge es Bernmobil, gezielt Quereinsteigerinnen und -einsteiger anzusprechen.
Schliesslich finanziere und stelle man seit über zwei Jahrzehnten die Ausbildung von Fahrdienstangestellten selbst sicher.
«Bisher ist es uns stets gelungen, für alle unsere vielfältigen Tätigkeiten genügend Bewerbende anzusprechen», betont Meyer.
Basler leiten Massnahmen ein
Auch bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) werden in den kommenden Jahren viele Pensionierungen anstehen.
«Wir haben diese Problematik bereits vor einiger Zeit erkannt und entsprechende Gegenmassnahmen eingeleitet», erläutert Mediensprecher Benjamin Schmid.
Zu diesen gehörten zum Beispiel die Aufstockung der Ausbildungskapazität und verschiedene «Marketing»-Aktionen.
«Diese wirken so weit, dass wir aktuell fast alle Stellen besetzen können. Negative Auswirkungen auf den Fahrgast-Betrieb gibt es bei der BVB aktuell nicht.»
Aargauer erwarten nicht mehr Pensionierungen
Auf die Aargau Verkehr AG (AVA) wartet hingegen keine aussergewöhnlich hohe Anzahl an Pensionierungen.
«In den nächsten drei Jahren liegt die Pensionierungsquote bei 4,15 Prozent beim Buschauffeurpersonal der Limmat Bus AG. Das sind acht von 193 Mitarbeitende», heisst es.
Beim AVA-Lokpersonal liege die Pensionierungsquote gar nur bei 1,79 Prozent – sprich: Von 112 Mitarbeitenden werden zwei pensioniert.
Aktuell sind laut der ÖV-Betreiberin rund sechs Lokpersonal-Vollzeitstellen unbesetzt. Sie erwartet, sie bis im Mai besetzen zu können. Beim Buschauffeur-Personal ist es etwas mehr als eine halbe Vollzeitstelle.