Tim Kretschmer arbeitet bereits nicht mehr im Museum. Die Geldsorgen des renommierten Hauses dürften zum offenbar «einvernehmlichen» Schritt geführt haben.
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Das Kunstmuseum hat Mühe, Drittmittel zu generieren. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Basler Kunstmuseum sieht sich mit finanziellen Sorgen konfrontiert.
  • Im Zuge dessen hat das renommierte Haus bereits personelle Konsequenzen gezogen.
  • Finanzchef Tim Kretschmer musste vergangene Woche schon gehen.
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Das Kunstmuseum Basel befindet sich in finanzieller Not. Deshalb sah sich die Regierung vergangene Woche «gezwungen», dem Grossen Rat einen Nachtragskredit in der Höhe von 2,55 Millionen Franken zu beantragen.

Die Nachricht kam überraschend und sorgte im politischen Basel für Aufregung. Noch im April hatte das Museum dem Präsidialdepartement eine ausgeglichene Hochrechnung für 2024 präsentiert.

Joël Thüring ist Mitglied der Bildungs- und Kulturkommission des Grossen Rats. Das sei eine grosse Summe, die jetzt fehle, «ein substanzieller Betrag», liess sich der SVP-Politiker in der «Basler Zeitung» zitieren. Er mache sich «ernsthafte Gedanken», ob das Controlling im zuständigen Präsidialdepartement funktioniere.

Wer trägt die Verantwortung?

Im Communiqué der Regierung wird die Frage der Verantwortung nicht geklärt. Gründe für die fehlenden Mittel seien etwa mehr Gratiseintritte und Eintritte zu reduziertem Preis, heisst es.

Die «stark gestiegenen Kosten» im internationalen Ausstellungswesen, im Leihverkehr und bei den Versicherungen spielten ebenfalls eine Rolle. Genauso die Vorbereitungen zur geplanten Sanierung des Hauptbaus im Museum, die «viele Ressourcen binden und somit zusätzlichen Aufwand verursachen».

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Das Kunstmuseum Basel hat finanzielle Sorgen. - keystone

Museumsdirektorin Elena Filipovic ist erst seit April im Amt und hat das Präsidialdepartement im August über die Budgetüberschreitungen informiert. Abgesehen davon hat das Kunstmuseum schon länger Mühe, Drittmittel zu generieren.

Kretschmer schon weg

Wie Recherchen von «OnlineReports» zeigen, scheint das Museum nun einen Verantwortlichen gefunden zu haben.

Jedenfalls hat sich das Haus von seinem Finanzchef Tim Kretschmer getrennt – offenbar noch bevor die Medienmitteilung der Regierung verschickt wurde. Die Belegschaft sei vergangene Woche informiert worden.

Gehst du gerne ins Museum?

Auf Anfrage bestätigt die Sprecherin des Kunstmuseums, Karen Gerig, die Trennung. Diese sei «in gegenseitigem Einvernehmen» erfolgt, sagt sie.

Inwiefern dieser Schritt mit der angespannten finanziellen Situation des renommierten Hauses zu tun hat, will die Kommunikationsverantwortliche aus «personalrechtlichen Gründen» nicht kommentieren.

«Der erste Fehler mag vielleicht im Kunstmuseum geschehen sein», sagt Grossrat Joël Thüring zum personellen Entscheid. Das Kunstmuseum sei jedoch nur bis zu einem gewissen Grad autonom. «Die Aufsicht über das Museum und somit auch das Controlling ist aber Aufgabe der Abteilung Kultur.»

Daher könne sich das Präsidialdepartement nicht aus der Verantwortung stehlen.

Posten wird nicht ersetzt

Tim Kretschmer leitete den Bereich Finanzen und Operations seit knapp zwei Jahren interimistisch und war Mitglied der Geschäftsleitung. Er folgte auf Matthias Schwarz.

Der Posten wird laut Gerig vorläufig nicht mehr besetzt. Auch weil der Bereich Finanzen und Operations neu organisiert werden soll, wie die Regierung bereits angekündigt hatte.

Dieser Prozess wird durch einen Steuerungsausschuss mit Vertreterinnen und Vertretern der Museumsdirektion, der Kunstkommission, der Stiftung für das Kunstmuseum und des Präsidialdepartements begleitet.

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Der Hintereingang des Basler Kunstmuseums. (Archivbild) - keystone

Hans Furer ist Vorstandsmitglied der Freunde des Kunstmuseums Basel. Zur Personalie Kretschmer will er sich nicht äussern, weil er dessen fachlichen Kompetenzen nicht beurteilen könne.

Zur finanziellen Lage des Museums sagt der Anwalt und frühere GLP-Landrat: «Selbst wenn ich die Aussensicht der Politik verstehe, geht es am Schluss darum, dem Kunstmuseum Basel den Neustart zu ermöglichen.»

Denn wenn die Mittel aus den laufenden Budgets bezahlt werden müssten, sei es wie beim FCB: «Die Spirale dreht sich nach unten.»

Man müsse sich bewusst sein, dass «diese Institution die einzige in Basel ist, die weltweite Ausstrahlung hat», betont Furer.

Sie habe auch Einfluss auf die Situation der Art Basel und selbst der Fondation Beyeler, die «nur im Fahrtwind des Kunstmuseums so bedeutend werden konnte».

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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.

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