500 Fälle von Menschenhandel gemeldet
Im Oktober 2015 wurde die Nationale Meldestelle gegen Menschenhandel und Ausbeutung lanciert. Im März kam nun die 500. Meldung.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit 2015 wurden in der Schweiz 500 Fälle von Menschenhandel und Ausbeutung gemeldet.
- Dabei waren 570 Menschen betroffen, nur zehn Prozent der Meldungen kamen von den Opfern.
- An erster Stelle steht sexuelle Ausbeutung.
Seit ihrer Lancierung im Oktober 2015 sind bei der Nationalen Meldestelle gegen Menschenhandel und Ausbeutung des Vereins Act212 insgesamt 500 Meldungen eingegangen.
Die 500. Meldung registrierte die Stelle im März. Betroffen waren 570 Menschen. Nur 10 Prozent der Meldungen stammten von Opfern selbst.
Weitaus der grösste Teil der Meldungen kam aufgrund von beobachtenden Drittpersonen zustande, wie die Meldestelle heute Mittwoch mitteilte. Hinzu kam der engere Familien- oder Bekanntenkreis. Vielfach erfolgten die Meldungen anonym.
Meistens weibliche Opfer
Die Opfer waren meistens weiblich, viele von ihnen minderjährig. Sexuelle Ausbeutung stand dabei an erster Stelle. Zunehmend erhielt die Meldestelle indessen auch Informationen über die Ausbeutung von Arbeitskräften in verschiedenen Branchen.
Bei einer Meldung leitet die Stelle die Opfer an spezialisierte Polizeieinheiten, Opferberatungsstellen, Psychologen oder Schutzhäuser weiter.
500 Fälle nur Spitze des Eisbergs
Irene Hirzel, die Gründerin und Geschäftsleiterin von Act212, erklärte gemäss Communiqué, der Weg zum Ausstieg Betroffener aus Menschenhandel und sexueller Ausbeutung sei lang und brauche Mut. Die 500 Meldungen seien nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer sei enorm.
Dennoch verbucht Act212 Erfolge, wie es weiter heisst. Dank der Sensibilisierungsarbeit werde es erst möglich, Opfer zu identifizieren und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Meldestelle trage dazu bei, dass in der ganzen Schweiz immer mehr Fälle von Menschenhandel und Ausbeutung ans Tageslicht kämen.
Act212 betreibt neben der Meldestelle das Beratungs- und Schulungszentrum Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung in Bern. Finanziert wird der Verein von diversen Stiftungen, Spenden und auch vom Bundesamt für Polizei.
Der Name geht auf die Verabschiedung der Uno-Konvention zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution am 2.12.1949 zurück.