Die Teuerung in der Schweiz steigt weiter an. Um die Kaufkraft-Verluste von Arbeitnehmenden auszugleichen, will der SGB nun Löhne auf 5000 Franken erhöhen.
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Pierre-Yves Maillard spricht n der Medienkonferenz der SGB. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz soll es laut der SGB keine Löhne unter 5000 Franken für Ausgebildete geben.
  • Die Kaufkraft-Verluste von Arbeitnehmenden sollen damit eingedämmt werden.
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Keine Löhne unter 4500 Franken – diese Reallohnerhöhung fordert der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Dies entspricht dem vollen Teuerungsausgleich. Damit sollen die Kaufkraft-Verluste von Arbeitnehmenden ausgeglichen werden.

Diese würden bei der hohen Teuerung, steigende Energiekosten und hohe Krankenkassenprämien kaum noch Geld für anderes finden. Dies verkündete die SGB am Dienstag bei einer Medienkonferenz. Damit macht der Gewerkschaftsbund nicht auf ein neues Problem aufmerksam. Doch die finanzielle Lage von Menschen mit tieferen und mittleren Einkommen spanne sich weiter an.

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SGB-Präsident Pierre Yves Maillard (links) berät sich mit Chefökonom Daniel Lampart. - Keystone

Der Tieflohnsektor in der Schweiz wachse. Rund 500'000 Berufstätige erhalten laut SGB-Chefökonom Daniel Lampart derzeit bei Vollzeit einen Lohn von weniger als 4500 Franken im Monat.

Weniger als 5000 Franken für ein Viertel aller Berufstätigen

Ein Viertel aller Berufstätigen mit einer Lehre verdiente weniger als 5000 Franken. Real seien die Löhne etwa bei Bäckerinnen und Bäckern oder beim Verkaufspersonal zwischen 2016 und 2020 gesunken.

Beschäftigte mit Lehrabschluss sollten aber mindestens 5000 Franken verdienen. Mit 5000 Franken Lohn sei es heute kaum mehr möglich, eine Familie zu haben. Die Geschäftslage der Firmen sei gut bis sehr gut und Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmenden überfällig, erklärte Lampart.

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Bei der Pressekonferenz am Dienstag 15.11 hat die SGB über die Lohnsituation in der Schweiz gesprochen. - Keystone

Die von den Gewerkschaften formulierten diesjährigen Lohnforderungen von 4 bis 5 Prozent. Das erklärte SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard vor den Medien. Das heisst vollen Teuerungsausgleich und Reallohnerhöhungen, seien stark, aber gerechtfertigt. Der Wert der Arbeit müsse in der Schweiz wieder angemessen anerkannt werden.

Einige Branchen handelten Teuerungsausgleich bereits aus

In einigen Branchen hätten die Gewerkschaften in der aktuellen Lohnrunde den vollen Teuerungsausgleich und reale Verbesserungen bereits ausgehandelt. Das sagte Unia-Präsidentin Vania Alleva. Beispiele dafür seien das Gastgewerbe, die Reinigungsbranche in der Deutschschweiz sowie die Uhrenindustrie.

Andere Arbeitgeber wollten sich trotz gutem Geschäftsgang aus der Verantwortung stehlen, so Alleva. Sogar in gewissen Betrieben, wo im Gesamtarbeitsvertrag der volle Teuerungsausgleich verankert sei, versuchten Arbeitgeber diesen zu verwehren.

Für Normalverdiener-Familien hat sich laut dem Gewerkschaftsbund die Kaufkraft-Krise über Jahre hinweg aufgebaut und spitzt sich jetzt rasch zu. In den Jahren 2000 bis 2020 habe die Steuer- und Abgabenpolitik hohe Einkommen begünstigt. Bei den unteren und mittleren Einkommen habe die Politik hingegen weggeschaut.

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