Aargau will asylsuchende Familien in Keller unterbringen

Simon Binz
Simon Binz

Aarau,

Der Kanton Aargau bricht ein Tabu und will Flüchtlingsfamilien im Keller unterbringen.

Flüchtlinge kommen in einer Flüchtlingsunterkunft an. In den Jahren 2015 und 2016 hatte Deutschland insgesamt mehr als 1,1 Millionen Asylsuchende aufgenommen. Foto: Swen Pförtner/dpa
Flüchtlinge kommen in einer Flüchtlingsunterkunft an. In den Jahren 2015 und 2016 hatte Deutschland insgesamt mehr als 1,1 Millionen Asylsuchende aufgenommen. Foto: Swen Pförtner/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Aargau will Flüchtlingsfamilien im Keller unterbringen, da die Unterkünfte erschöpft sind.
  • Die Operationsstelle Muri wird für Familien genutzt, Massenschlaf nicht ausgeschlossen.
  • Männliche Flüchtlinge werden in der neuen Operationsstelle Aarau untergebracht.

Asylsuchende Familien sollen im Kanton Aargau neu auch unterirdisch untergebracht werden. Es sei ein Novum und suboptimal, aber ein nötiger Schritt, heisst es.

Der Grund: Die Zuweisungszahlen des Bundes an die Kantone sind hoch und die kantonalen Flüchtlingsunterkünfte im Aargau nahezu erschöpft. Auch in den Gemeinden würden Plätze fehlen. Die Situation sei angespannt, teilte der Kanton Aargau am Donnerstag mit.

Flüchtlingsfamilien sollen im Keller wohnen – finden Sie das in Ordnung?

Gegenüber dem SRF-Regionaljournal Aargau Solothurn erklärt Pia Maria Brugger, Leiterin des kantonalen Sozialdienstes im Aargau: «Im Frühling noch waren die Flüchtlingszahlen etwas rückläufig. Nun haben wir viele Zuweisungen erhalten.»

Dabei handelt es sich demnach um «Personen aus der Ukraine, viele Familien, Familiennachzüge und viele unbegleitete Minderjährige».

Familien werden auch im Massenschlag schlafen müssen

Die unterirdische Unterkunft, die sich für Familien am besten eigne, ist laut Brugger die Geschützte Operationsstelle Muri. Die Qualität der Anlage sei gut, heisst es. Trotzdem: Es werde vorkommen, dass Familien im Massenschlag schlafen müssen.

Wie Brugger weiter erklärt, werden die schulpflichtigen Kinder jeweils von Muri per Shuttlebus nach Aarau gefahren. Dort findet der Einschulungskurs statt. Jugendliche Flüchtlinge müssen mit dem öffentlichen Verkehr nach Aarau reisen.

Flüchtlinge an Bord eines Rettungsschiffs
Flüchtlinge an Bord eines Rettungsschiffs - AFP

Im Idealfall sollen die Familien nicht lange in der unterirdischen Unterkunft verbleiben müssen sondern rasch in die Zuständigkeiten der Gemeinden übergeben werden. Die Frage bleibe, so Brugger, ob die Gemeinden Plätze finden. «Ideal sind Wohnungen für Flüchtlingsfamilien, aber der Wohnungsmarkt in der Schweiz ist angespannt.»

Männliche Flüchtlinge in neuer Operationsstelle Aarau

Bisher wohnten in Muri nur männliche Flüchtlinge, diese sollen neu in der Geschützten Operationsstelle Aarau untergebracht werden. Sie hat 150 Plätze und befindet sich auf dem Gelände des Kantonsspitals Aarau. Andere werden wie bisher im Schutzraum Birmenstorf bleiben.

Die ganze Umorganisation werde ein paar Wochen dauern, heisst es beim Kanton Aargau. Danach sollen die ersten Familien in Muri einziehen.

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