Aargauer Katholiken-Priester schmeisst für die Liebe hin
Wo die Liebe hinfällt ... Ein katholischer Priester aus dem Aargau hat seinen Job wegen dem Zölibat an den Nagel gehängt. Jetzt will er heiraten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Aargauer Priester hat seinen Posten hingeschmissen, weil er sich verliebt hat.
- Ausgerechnet bei der Arbeit hat es gefunkt.
- Katholischen Priestern ist es bis heute nicht erlaubt, zu heiraten oder Sex zu haben.
Katholischen Priestern ist es im Normalfall bis heute verboten, zu heiraten. Für sie gilt das Zölibat: Sie verpflichten sich, keusch zu bleiben, also keinen Sex zu haben, nicht zu heiraten.
Genau das will der Aargauer Adrian Bolzern nun nicht mehr tun – auf Liebe verzichten. Er hat im Sommer seinen Posten als Priester der Römisch-Katholischen Pfarrei Peter und Paul in Aarau hingeschmissen.
Nun enthüllt der 42-Jährige seine Beweggründe: «Mit Ehrlichkeit kommt man am weitesten: Ich habe mich verliebt», sagt er gegenüber der «Aargauer Zeitung».
Priester: «Werden heiraten!»
Verliebt hat Bolzern sich ausgerechnet bei der Arbeit. Auch seine Freundin, die 32-jährige Katja, ist im kirchlichen Umfeld tätig. Er freut sich: «Wir werden heiraten!»
Für gewöhnlich löst eine so frohe Botschaft im persönlichen Umfeld Freude aus. Doch im Fall von Bolzern ist es anders – für ihn hat sie gewaltige Konsequenzen.
Denn: Nun muss niemand Geringeres als Papst Franziskus ihn von seinen Rechten und Pflichten als Priester befreien, also seine Laisierung genehmigen. Bis er den Bescheid bekommt, können Jahre verstreichen.
Priester würde ohne Freundin «nicht mehr glücklich»
Da erstaunt es nicht, dass sich der Priester seinen Entscheid gut überlegt hat, wie er sagt. Verliebt hat er sich nämlich schon vor zwei Jahren. «Katja hat nie Druck aufgesetzt, hat mich nie gedrängt. Das war ein weiterer Beweis, dass sie mich liebt», sagt er über seine Partnerin.
«Die Katholische Kirche lehrt uns, auf das Herz zu hören. Wenn man das Herz ausblendet, stumpft man ab», erklärt er. «Würde ich auf meinen Kopf hören und nicht auf mein Herz, würde ich in diesem Leben nicht mehr glücklich.»
Schon jetzt darf der Priester nicht mehr arbeiten, muss für all seine Gottesdienste Stellvertreter organisieren. Zur Evangelisch-reformierten Kirche zu konvertieren, die kein Zölibat kennt, steht für ihn ausser Frage.
Stattdessen hofft er, dass seine Liebesgeschichte zu einem Umdenken in der Katholischen Kirche beiträgt: «Einen Menschen zu finden, der einen bedingungslos liebt, ist doch das Allerschönste. Dieses Glück sollten alle erleben dürfen.»