«Abgeschafft»: Junge bügeln ihre Kleider nicht mehr
Die Generation Z bügelt deutlich weniger als ältere Leute. Stattdessen kauft man Stoffe, die man nach dem Waschen einfach aufhängen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Junge Leute bügeln kaum noch ihre Kleider.
- Ein Experte erklärt, weshalb diese Haushaltsarbeit überflüssig geworden ist.
- Gemäss Kleiderläden verändert sich die Nachfrage – bügelfreie Stoffe werden beliebter.
Bügeln hat nicht gerade den besten Ruf. Die Haushaltsarbeit kostet viel Zeit und ist nicht zuletzt auch langweilig. Kein Wunder, dass viele junge Leute genug davon haben.
Wie ein User nämlich kürzlich auf X, vormals Twitter, schrieb, habe die jüngere Generation «erfolgreich das Bügeln abgeschafft».
In den Kommentaren geben die meisten dem User recht. «Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Bügeleisen in der Hand», antwortet jemand. Eine andere Kommentarschreiberin sagt ebenfalls, dass das Bügeln so gut wie abgeschafft sei. Einzig Hemden müsse man manchmal bügeln.
Auch eine kurze Umfrage auf der Nau.ch-Redaktion ergibt: Nur ganz wenige haben gebügelte Kleidung an. Die Jungen bügeln ihre Shirts und Blusen nicht – sehen aber trotzdem nicht zerknittert aus.
«Weil ich die Kleider schön aufhänge», sagt ein Journalist. Eine Kollegin meint, sie bügle nicht, sondern habe eine Waschmaschine mit Dampf-Funktion. Die Kleider kommen da fast faltenfrei raus.
Experte: Hemd und Anzug weniger wichtig
Gegenüber Nau.ch bestätigt Generationenforscher Rüdiger Maas diese Beobachtung. Es gebe schlicht im Leben der Generation Z weniger Momente, in denen sie auf sich gestellt bügeln muss.
Ein Grund dafür ist, dass Eltern ihnen diese Tätigkeit oftmals abnehmen. «Viele junge Menschen leben noch bei ihren Eltern», so Maas.
Dazu kommt, dass in der Gesellschaft heutzutage andere Normen gelten, was Kleider angeht. Anzug mit Hemd und Krawatte würden nur noch «in einigen Bereichen» zum Einsatz kommen. Der Experte führt aus: «Das heisst, die Jungen haben weniger Räume, wo ein gebügeltes Hemd und Anzug wichtig sind.»
Wenn man dann doch in so eine Situation kommt, sind die Eltern immer noch da und können das Bügeln übernehmen. Das Fazit von Maas: «Es ist aus der Wahrnehmung der Jungen gar nie Teil ihres Lebens oder Grosswerdens gewesen, das zu machen.»
Kleidergeschäfte beobachten Veränderungen bei Nachfrage
Auch Kleidergeschäfte nehmen diese Entwicklung wahr.
Monica Monsch, Sprecherin des Warenhauses Jelmoli, sagt gegenüber Nau.ch: «Der klassische Business-Dresscode mit Hemd und Krawatte löst sich seit einigen Jahren immer mehr auf in Richtung Business Casual.» Bequeme Büro-Bekleidung sei also mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert.
Das hat auch Folgen für die Pflege von Shirts, Pullis & Co.. Monsch führt aus: «Die Stoffe wurden pflegeleichter und bügelfrei. Das heisst, man kann sie nach dem Waschen auf den Bügel hängen und fertig.»
Marken, die bürotaugliche Teile aus Sport-Stoffen im Sortiment haben, würden profitieren, so Monsch.
Der Moderiese H&M geht auf Anfrage von Nau.ch zwar nicht konkret aufs Thema Bügeln ein. Sprecherin Susanne Bazzigotti bestätigt jedoch, dass sich Konsum, Vorlieben, Trends und Anforderungen «ständig ändern». Entsprechend richte man auch das Sortiment stets neu aus.
Neben der Stoffwahl gibt es mittlerweile auch andere Methoden, wie man dem Bügeln ausweichen kann. Beispielsweise gibt es Sprays, die man auf die Kleider mit Falten sprühen kann. Diese haben dann eine glättende Wirkung.
Andere Tätigkeiten verschwinden ebenfalls
Bügeln ist laut Generationenforscher Maas übrigens nicht die einzige Tätigkeit, die von den Jungen «abgeschafft» wurde. Auch stundenlanges Telefonieren, Kopieren, Faxen oder Briefe schreiben werden aus technischen Gründen kaum mehr gemacht.
Tätigkeiten wie Essen einkaufen oder der klassische Ausgang können sich ebenfalls vermehrt ins Digitale verlagern.