Abtretende Präventionsexpertin: «Bischöfe könnten mutiger sein»
Karin Iten ist noch bis Ende August als Präventionsexpertin bei der katholischen Kirche angestellt. Nun übt sie scharfe Kritik an der Institution.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Präventionsexpertin Karin Iten übt scharfe Kritik an der Kirche.
- Sie spricht von Machtmissbrauch und problematischer Sexualmoral.
- Ausserdem müsse sich die Kirche anstrengen, «damit sie nicht zu einer Sekte wird».
Die Präventionsexpertin Karin Iten verlässt Ende August das Bistum Chur. Zum Anlass hat in einem Interview scharfe Kritik an der katholischen Kirche geübt. So lange nur ein kleiner Zirkel von Männern Macht habe, gebe es keine zufriedenstellende Missbrauchsprävention.
In ihrer Zeit, in der sie für das Bistum Chur tätig war, erlebte Iten «viel an Scheinheiligkeit und Verlogenheit». Das betonte sie in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».
Katholische Sexualmoral erzeugt Probleme
«Ich denke, nicht einmal die Bischöfe tragen die katholische Sexualmoral mit, denn dafür läuft zu viel schief.» Aber sie seien nicht bereit, die Irrtümer und Sackgassen der Sexualmoral und ihrer Kirche einzugestehen. «Die Bischöfe könnten in der Schweiz viel mutiger sein», sagte Iten weiter.
In der Schweiz könne es mit der katholischen Kirche so nicht weitergehen. «Die Kernschmelze ist zu weit fortgeschritten. Die Kirche muss alles tun, damit sie nicht zu einer Sekte wird.»
Von der Forderung, dass Köpfe rollen müssten, hält die Präventionsexpertin wenig. «Solange sich das System nicht ändert und einfach nur Menschen ausgetauscht werden, bleibt alles beim Alten.» Iten, die selber schon länger aus der Kirche ausgetreten ist, wird künftig für eine Kinderschutzorganisation im Asylbereich arbeiten.
Iten erstellte Verhaltenskodex
Zusammen mit einem Kollegen konzipierte sie für die Katholische Kirche den «Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht. Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung». Dieser Kodex hat das Ziel, sexuelle Übergriffe und spirituellen Missbrauch zu verhindern.
Aus dem In- und Ausland kritisierten konservative Kirchenvertreter das Leitwerk, unter anderem, weil darin Homosexualität erwähnt wird. Mittlerweile ist der Verhaltenskodex jedoch etabliert und wurde auch von anderen Diözesen adaptiert.