Im Bistum Chur weigern sich Priester, den neuen Verhaltenskodex des Churer Bischofs Bonnemain gegen Missbrauch zu unterzeichnen.
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Der Eingang zur Kathedrale von Chur. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Joseph Bonnemain, Bischof von Chur, hat einen neuen Verhaltenskodex beschlossen.
  • Der Churer Priesterkreis möchte diesen aber nicht unterschreiben.
  • Der Verhaltenskodex soll vor sexuellem und spirituellem Missbrauch schützen.
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Der Churer Prieserkreis will den neuen Verhaltenskodex des Bistums Chur nicht unterzeichnen. Dies gaben die Priester in einem Schreiben bekannt. Der Kodex widerspreche der Lehre und der Disziplin der katholischen Kirche.

Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur, hatte den Kodex mit dem Ziel beschlossen, Missbrauch in der Kirche zu verhindern. Der Verhaltenskodex ist ein verbindliches Regelwerk des Bistum Chur, das vor sexuellem und spirituellem Missbrauch schützen soll.

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Bischof Joseph Maria Bonnemain im Bistum Chur. - Keystone

CH Media berichtete über ein Schreiben der Priester des Bistum Chur, die sich als Gegner des Kodex positionieren. In diesem bekräftigten die Priester zwar, dass auch ihnen viel an der Prävention vor Übergriffen läge. Jedoch verletze das neue Leitwerk mehrfach die Regeln der katholischen Kirche. Konkret geht es ihnen um Aspekte zur Lehre der katholischen Beziehungs- und Sexualmoral und um den Umgang mit Sexualität.

Abneigung gegen Kodex im Bistum Chur

Etwa sieht der Kodex vor, auf pauschal negative Bewertungen von angeblich unbiblischen Verhalten aufgrund der sexuellen Orientierung zu verzichten. Wer dies unterzeichne, so die Priester, dürfte danach die kirchliche Lehre zu Homosexualität nicht mehr verkünden. Darin sei festgehalten, dass Homosexualität eine schlimme Abirrung und in keinem Fall zu billigen sei.

Weiter verlangt der Kodex, sexuelle Rechte als Menschenrechte und als Recht auf sexuelle Selbstbestimmung anzuerkennen. Dies sei aus Sicht der Gegner nicht haltbar, weil darunter auch das Recht einer Abtreibung enthalten sei. Diese sei aber eine in sich schlechte Handlung, zu der die kirchliche Lehre nun nicht mehr verkündet werden dürfte.

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Die Kathedrale von Chur. - keystone

Letztlich widerstrebt dem Churer Priesterkreis, dass der Kodex vorschreibt, in Seelsorgegesprächen Themen rund um die Sexualität nicht aktiv aufzugreifen. Somit dürften dann auch keine Ehedokumente mehr durch die Priester ausgefüllt werden, hiess es in der Erklärung weiter. Eheleute müssten sich bei der Eheschliessung auf explizite Nachfrage hin zur Treue verpflichten. Ebenso müssten sie sich dazu bereit zeigen, Kindern das Leben zu schenken.

Auch sei es mit dem Verhaltenskodex nicht mehr möglich, Personen mit homosexuellen Tendenzen aus dem Priesterseminar oder aus Weihen auszuschliessen. Personen, «die in unsittlichen hetero- oder homosexuellen Beziehungen leben», dürften nicht mehr zur Rede gestellt werden. Auch dürften diese, «wenn keine Besserung eintritt», nicht aus dem kirchlichen Dienst entlassen werden. Damit «wird in zweifacher Weise eine Doppelmoral installiert», schrieb der Priesterkreis des Bistum Chur.

Priester gegen den Kodex: Versuch der «Implantation der LGBT-Ideologie»

Man bedauere sehr, dass der Diözesanbischof Hand zum Versuch geboten hat, die LGBT-Ideologie in der Kirche zu implantieren. Damit würde die Glaubenslehre der Kirche ausgehöhlt. Der Priesterkreis fordert deshalb nun eine Überarbeitung des Verhaltenskodex.

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Eine Fahne der LGBTQI+-Community. - dpa-infocom GmbH

«Der Sinn des Verhaltenskodex ist es, die sexuelle, psychische und geistige Integrität zu schützen.» Das hatte der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain Anfangs April anlässlich der Unterzeichnung des Leitwerks gesagt. Dieses soll für alle Seelsorgenden, Mitarbeitenden und Führungspersonen des Bistums und der Kantonalkirchen verbindlich sein. Um es zu verinnerlichen, sollen sie zwingend interne Kurse besuchen.

Der Kodex sei ein Beitrag zur Wahrung der Würde der Menschen, sagte der Bischof des Bistum Chur. Das Dokument beschreibe mit konkreten Anweisungen, wie diese Würde in der Realität gewahrt werden könne. Das Ziel sei eine «angstfreie Kirche». Ein solch verpflichtendes Instrument für geistliche und weltliche Seelsorgerinnen und Seelsorger gibt es in keinem anderen Schweizer Bistum.

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