Adel-Nachkommen wohnen für 327 Stutz im Schloss
Im Ostflügel des Schlosses Waldegg leben Nachkommen des Schlossherrn. Sie bezahlen dem Kanton Solothurn 327 Franken Miete, die SVP will das ändern.

Das Wichtigste in Kürze
- Für 327 Franken pro Monat leben Nachkommen des Ex-Besitzers des Schlosses Waldegg dort.
- Die SVP fordert, dass der Kanton Solothurn, der aktuelle Besitzer, mehr Geld verlangt.
- Die Regierung argumentiert mit einem alten Vertrag, beide Seiten machten ein Schnäppchen.
Angesichts hoher Inflation und geringer Bautätigkeit kämpft die Schweizer Bevölkerung mit teuren Mieten. Viele Menschen sorgen sich, dass sie bald nicht mehr alle Rechnungen zahlen können. Wie ein Hohn dürfte für sie die Miete sein, die die Bewohner des Ostflügels des Schlosses Waldegg bezahlen: Monatlich überweisen sie 327 Franken an den Schlossbesitzer, den Kanton Solothurn.
Zur Miete kommen noch Wasser- und Heizungskosten, die die Bewohner selbst bezahlen müssen. Für den Unterhalt aber kommt der Kanton auf. Darüber berichtet SRF.

Das ist auch der SVP Solothurn ein Dorn im Auge: Sie spricht in einem Vorstoss im Kantonsparlament von einem Affront gegenüber dem Steuerzahler. Ihre Forderung ist klar: Die Mieter müssten eine marktübliche Miete bezahlen.
Die Regierung lehnt dies in einer Antwort aber ab und begründete es mit dem Kaufvertrag: 1963 kaufte der Kanton das 200'000 Quadratmeter grosse Anwesen mit Schloss, Nebengebäuden, zwei Kapellen, Landwirtschaftsland und Bauernhof. Im Vertrag wurde ein Preis von 600'000 Franken vereinbart. Im Gegenzug ging der Kanton einige Verpflichtungen ein.
Mietpreis in letzten 60 Jahren fast vervierfacht
So muss er die Gebäude auf eigene Kosten unterhalten. Zudem richtete er ein Museum ein, grosse Teile des Anwesens sind der Öffentlichkeit zugänglich und für Events zu mieten. Im Vertrag wurde auch die Vermietung des Ostflügels vereinbart.
So dürfen einzig Nachkommen des einstigen adligen Schlossherrn, die auch seinen Namen tragen, dort wohnen. Eine Untermiete ist nicht gestattet. Damals wurde die Miete auf 1000 Franken pro Jahr festgelegt. Wegen der Teuerung konnte sie auf 3923 Franken pro Jahr oder eben 327 Franken pro Monat angehoben werden.
Die Solothurner Kantonsregierung argumentiert mit diesem Vertrag, der nach wie vor Gültigkeit besitze. Zudem sei der Kaufpreis vor 60 Jahren auch nicht marktüblich, sondern ein Schnäppchen gewesen. Sie lehnt den Vorstoss deswegen ab, als Nächstes behandelt ihn das Kantonsparlament.