AKW Beznau trotz spät entdeckter Mängel erdbebensicher
Seit Inbetriebnahme 1992 fehlte dem AKW Beznau ein für die Erdbebenfestigkeit nötiger Teil. Die Erdbeben-Anforderungen waren aber laut Ensi trotzdem erfüllt.
Das Wichtigste in Kürze
- Letztes Jahr wurden kritische Mängel im Atomkraftwerk Beznau festgestellt.
- Seit Inbetriebnahme fehlte dem AKW ein für die Erdbebenfestigkeit nötiger Teil.
- Die Erdbeben-Anforderungen waren aber laut einer Prüfung von Ensi trotzdem erfüllt.
Seit Inbetriebnahme 1992 und 1993 fehlte den Notstromdieseln des Atomkraftwerks Beznau ein für die Erdbebenfestigkeit nötiger Teil. Entdeckt wurde dieser Mangel erst im Dezember 2020.
Dank Nachrüstungen und anderem erfüllte das AKW die Erdbeben-Anforderungen mit Ausnahme der Monate April und Mai 2012 aber immer. Das bescheinigt ihm das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi), wie es am Donnerstagabend mitteilte.
Letztes Jahr wurden Blöcke abgestellt
Das Ensi hatte Vorkommnisse vom Dezember 2020 überprüft. Damals hatte das AKW Beznau das Fehlen von sogenannten Anschlagbegrenzer an den Schwingungsdämpfern der Generatoren entdeckt. Und umgehend beide Blöcke abgestellt, um den bereits bei der Montage entstandenen Mangel zu beheben.
Der vom Ensi als Montageabweichung bezeichnete Mangel wurde ordnungsgemäss behoben, wie die Atomenergieaufsicht schreibt. So hatten die Ensi-Experten keine Einwände gegen das Wiederanfahren der Reaktoren. Und zwar der Kraftwerke Beznau 1 und 2 in Döttingen AG am 21. Dezember letzten Jahres.
Bei den ursprünglichen Berechnungen der Erbebensicherheit war angenommen worden, in den Schwingungsdämpfern der Notstromgeneratoren seien die Begrenzer eingebaut worden. Diese fehlten aber seit Inbetriebnahme. Dies zeigten Belege aus der Überholung durch die Lieferfirma 2009 und 2010.
Das wurde auch nach der Überholung in diesen beiden Jahren nicht erkannt. Für das Betriebspersonal stellte das Fehlen der Begrenzer nämlich keinen Mangel dar. Da diese ja sowohl in der Dokumentation als auch in den Instandhaltungsbestimmungen fehlten.
Problem hätte erkannt werden können
Dennoch hätte sich das Problem etwa bei der Grundüberholung der Dieselgeneratoren oder bei einer Nachrüstung erkannt werden können. So schreibt das Ensi. Die Aufsicht verlangte deshalb eine vertiefte Abklärung.
Im Nachgang zur Atomkatastrophe von Fukushima verfügte das Ensi am 1. April 2011 die Überprüfung der AKW auf Basis stark erhöhter Erdbebenanforderungen bis zum 31. März 2012. Diese erhöhten Anforderungen hätten die Notstromdiesel ohne die Anschlagbegrenzer nicht erfüllt.
Bereits Ende Mai 2012 installierte das AKW aber zwei zusätzliche Dieselgeneratoren. Diese sind nach einem schweren Erdbeben in der Lage, die zur Kühlung des Reaktorkerns benötigte elektrische Energie zu liefern. Und zwar für beide Blöcke, nach Angaben des Ensi.
Somit bestand seit diesem Termin eine erdbebenfeste Alternative zu den mangelhaften Notstanddieseln. Im Jahr 2015 rüstete das AKW Beznau mit vier weiteren erdbebenfeste Dieselgeneratoren nach.