Vier Abschaltungen in AKW Beznau – für SP-Frau «zu viel»
Innert sechs Wochen kam es beim AKW Beznau zu zwei Schnellabschaltungen. Grund zur Sorge? Nadine Masshardt (SP) und Christian Imark (SVP) nehmen Stellung.

Das Wichtigste in Kürze
- Das AKW Beznau erlebte zuletzt gleich mehrmals eine Schnellabschaltung.
- SVP-Nationalrat Christian Imark sieht darin kein Sicherheitsproblem.
- SP-Nationalrätin Nadine Masshardt erwartet dagegen, dass man genauer hinschaut.
Am Sonntagabend kam es im AKW Beznau zu einer Schnellabschaltung. Grund dafür war eine ausgefallene Verbindung zum Stromnetz.
Die genaue Ursache für den Vorfall wird noch abgeklärt. Die Sicherheit war laut dem Energiekonzern Axpo aber stets gewährleistet.
Es ist nicht der erste solche Vorfall in der jüngeren Vergangenheit. Bereits im Februar, vor rund sechs Wochen, gab es eine Schnellabschaltung. Damals war eine Fehlmanipulation der Grund. Und auch im Sommer 2024 gab es beispielsweise schon Probleme.
SP-Masshardt: Abschaltungen müssen genau angeschaut werden
Man kann sich fragen, was diese Vorfälle über die Schweizer AKW aussagen. Sind diese beiden Abschaltungen ein besorgniserregendes Zeichen?

Ja, sagt die Berner SP-Nationalrätin Nadine Masshardt. Die insgesamt vier unplanmässigen Abschaltungen in Beznau im letzten Dreivierteljahr seien «zu viel». «Das zeigt, dass der Betrieb offenbar nicht optimal läuft», so Masshardt, die in der nationalrätlichen Energiekommission (UREK-N) sitzt.
Die Sicherheit der AKW müsse letztlich das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) beurteilen, sagt Masshardt. «Ich erwarte aber, dass das Ensi die Häufung der Schnellabschaltungen genau anschaut und wenn nötig Massnahmen anordnet.»
SVP-Imark: Abschaltungen kein Grund zur Sorge – im Gegenteil
Etwas anders sieht es der Solothurner SVP-Nationalrat Christian Imark. Ein Sicherheitsproblem kann er nicht ausmachen – es sei sogar das Gegenteil der Fall: «Die Tatsache, dass Schnellabschaltungen auch bei kleinen Problemen durchgeführt werden, beweist, wie hoch das Sicherheitsdispositiv bei den Werken ist.»

Die Sicherheit sei jederzeit gewährleistet gewesen, betont auch Imark. «Wer das Gegenteil behauptet, ist ein billiger Schaumschläger, der Behauptungen aufstellt, ohne die Fakten zu kennen.»
Zudem hält der Präsident der UREK-N fest, dass die Probleme im nicht-nuklearen Teil auftraten. «Ausser den Reaktoren wurden praktisch sämtliche Teile der beiden Werke mindestens einmal ersetzt», so Imark. Solange beim Reaktor selbst keine Probleme auftreten würden, sei der Weiterbetrieb nicht gefährdet.
Betrieb von AKW Beznau bis 2033 ist realistisch
Die Tage des AKW Beznau sind ohnehin gezählt. 1 und 2 sollen bis 2033, beziehungsweise bis 2032, abgeschaltet werden.
Das sei Stand jetzt ein realistischer Zeitplan, sagt Imark. «Sollten unerwarteterweise Probleme am Reaktor auftreten, muss die Situation neu beurteilt werden.»
Etwas kritischer ist Masshardt. 2033 sei das AKW Beznau 1 64-jährig – konzipiert worden sei es für 30 bis 40 Jahre. Die Abschaltungen hätten zumindest teilweise auch mit dem Alter zu tun.
«Je älter das AKW ist, umso grösser wird das Risiko, dass man etwas übersieht oder den Zustand einer Komponente zu optimistisch einschätzt.»
SVP will neue AKW zur Schliessung der Winterstrom-Lücke
Klar ist: Auf die Schweiz kommen in Sachen Energiepolitik Herausforderungen zu. Die AKW sind wie gesagt inzwischen in einem fortgeschrittenen Alter. Bei deren Abschaltung braucht es neue Energiequellen.
Mit den Erneuerbaren gibt es insbesondere das viel zitierte Problem des sogenannten «Flatterstroms». Heisst: Im Sommer drohen Netzüberlastungen, im Winter dagegen Lücken.
Dort setzt beispielsweise die «Blackout-stoppen-Initiative» der SVP an. Imark erklärt: «Die SVP möchte das Neubauverbot der Kernenergie aufheben, um neue Kernkraftwerke zu ermöglichen. Sollte sich dieser Schritt als nicht realisierbar erweisen, bleibt uns die einzige Möglichkeit, grosse Gaskraftwerke zu bauen.»
Doch auch bei den Erneuerbaren selbst könnte man optimieren, findet Imark. Er hat dazu in dieser Frühjahressession ein Postulat eingereicht.
Die Forderung: Der Bundesrat soll prüfen, ob bei der Förderung von Solaranlagen die Vermeidung von Überlastungen und Lücken stärker berücksichtigt werden müsste.
SP-Masshardt: Bei Erneuerbaren «auf gutem Weg»
«Wir sind auf gutem Weg», sagt derweil SP-Politikerin Masshardt. Mühleberg, das 2019 abgeschaltet wurde, sei bereits durch erneuerbare Energien ersetzt. Gleiches werde man noch vor der Stilllegung beim AKW Beznau schaffen, wenn es so weitergehe. «Sogar was dessen Winterstrom anbelangt.»
Der Fokus liege zwar oft auf Projekten, die nicht wie geplant vorankommen, sagt Masshardt weiter. «Fakt ist aber, dass wir derzeit jährlich neue erneuerbare Anlagen mit fast einem Drittel der Produktion von Beznau zubauen.»