Alpen-Club sagt Wander-Influencern den Kampf an – wegen Unfallrisiko
Für ein perfektes Foto gehen viele Menschen unnötige Risiken ein – vor allem in den Bergen. Mit einer neuen Instagram-Kampagne will der SAC das verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Schöne Orte in den Bergen werden schnell zum beliebten Instagram-Fotosujet.
- Immer wieder wagen sich deshalb Möchtegern-Influencer auf für sie gefährliche Bergtouren.
- Dagegen will der SAC nun vorgehen.
Immer wieder haben tödliche Wander- und Bergunfälle diesen Sommer für Schlagzeilen gesorgt. Besonders die Todesserie zwischen dem Berggasthaus Aescher und dem Seealpsee im Kanton Appenzell Innerrhoden erschütterte die Schweiz. Fünf Menschen starben, darunter auch ein Kind.
Für diese Unfälle mitverantwortlich sind indirekt die sozialen Medien. Denn wenn ein Ort wie der Seealpsee zu einem Instagram-Hotspot wird, zieht er auf einmal grosse Menschenmassen an. Darunter auch viele unerfahrene, schlecht ausgerüstete Ausflügler, die für das perfekte Foto kommen.
«Wenn mehr Leute die Berge besuchen, gibt es auch mehr Bergunfälle», sagt Martin Künzle vom Schweizer Alpen-Club (SAC) zu Nau.ch.
Mit einer neuen Kampagne will der SAC nun Instagram-Nutzer auf die Risiken sensibilisieren. Das Ziel: Berggänger sollen sich zweimal überlegen, ob sie mit einem Geotag den Ort eines Instagram-würdigen Fotosujets preisgeben wollen.
Leute besuchen unüberlegt Insta-Hotspots
Künzle erklärt das Problem: «Die Leute lassen sich von Instagram und Co. beeinflussen. Sie gehen unüberlegt irgendwohin, weil sie ein schönes Bild sehen, und hinterfragen vielleicht ihre eigenen Fähigkeiten nicht». So sei auch der Weg zum Seealpsee «nicht für alle geeignet» – die Leute sind aber von makellosen Posts geblendet.
Hinzu kommt: Wander-Hotspots auf Social Media sind nicht nur eine Gefahr für sich selbst überschätzende Berggänger, sondern auch für die Umwelt.
«Viele Leute bedeuten auch mehr Störung für die Natur und mehr Abfall. So verliert ein Ort schnell seine besondere Atmosphäre», so Künzle.
Wird die SAC-Kampagne Möchtegern-Influencer aber tatsächlich daran hindern, ihre Bilder mit Geotags zu versehen? «Hashtags können grundsätzlich durchaus eine Kraft entwickeln und etwas bewegen», erklärt Social-Media-Experte Dominic Stöcklin.
Inwieweit Geotags zu einer Überlastung der Natur führen, kann er nicht sagen. «Aber es ist eine Tatsache, dass sie das Auffinden von schönen Orten erleichtern.»
Insta-Bilder nützen Tourismus
Das hat aber nicht nur negative Folgen, sondern kann auch den Tourismus ankurbeln. «Grundsätzlich profitiert ein Land, wenn schöne und emotionale Bilder auf Instagram oder anderen Plattformen geteilt werden», erklärt Stöcklin.
Es «sollten alle gemeinsam Sorge zur Natur tragen. Meiner Ansicht nach ist hier dementsprechend das nachhaltige Verhalten von uns allen – sprich Eigenverantwortung – entscheidend.» In diesem Bereich könnte der SAC durchaus etwas bewirken.