In einem Center für Alternativmedizin im Appenzell kam es zu zwei Todesfällen. Nun nimmt der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor Stellung zu Anschuldigungen.
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Das Biomed Center Sonnenberg in Schwellbrunn AR. - PD

Das Wichtigste in Kürze

  • In Ausserrhoden werden zwei Todesfälle in Verbindung mit der Alternativmedizin untersucht.
  • In diesem Zusammenhang gibt es auch Kritik am Gesundheitsamt.
  • Jetzt nimmt der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer Stellung.
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Im Kanton Appenzell Ausserhoden wird gegen Thomas Rau wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Das machte am Wochenende die «NZZ am Sonntag» publik. Zwei Frauen sollen nach Behandlungen in seiner Klinik, dem Biomed Center Sonnenberg in Schwellbrunn, verstorben sein.

Der Beschuldigte weist nach dem Tod der Frauen jegliche Verantwortung von sich. Der Kanton hat bis jetzt keine Massnahmen gegen Rau oder die Klinik ergriffen. Am Dienstag stellte das «Tagblatt» nun die Frage, ob die Alternativmedizin von den Ausserrhoder Behörden mit Samthandschuhen angefasst wird.

Vertrauen Sie der Alternativmedizin?

Denn Rau zählt zu den internationalen Stars der Alternativmedizin. Vorwürfe, dass die Behörden in seinem Fall zögerlich reagieren, stehen demnach nicht zum ersten Mal im Raum. Sie tauchen immer wieder dann auf, wenn Rau mit seinen Praktiken in die Schlagzeilen gerät.

Gesundheitsdirektor nimmt Stellung zu Vorwürfen

Am Dienstag hat der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer zu den Vorwürfen Stellung genommen. Gegenüber dem «Tagblatt» stellt er klar: «Wir nehmen die Vorfälle sehr ernst.» Er meinte aber auch, dass auf der Basis eines Verdachts keiner Gesundheitsfachperson oder einer Institution die Bewilligung entzogen werden könne.

Thomas Rau hatte die Todesfälle im April 2021 bei der Aufsichts- und Bewilligungsbehörde des Kantons gemeldet. Das Amt für Gesundheit habe danach unverzüglich Abklärungen eingeleitet. Diese hätten bis November 2022 gedauert, so Balmer.

ALternativmedizin Appenzell Ausserrhoden
Yves Noël Balmer ist der Gesundheitsdirektor von Appenzell Ausserrhoden. - Keystone

Es seien Patientendokumentationen angefordert, Inspektionen durchgeführt und rechtliche Fragen geklärt worden. Details könne er aufgrund des Amtsgeheimnisses keine nennen, so der Landammann. Er betont, dass all die Abklärungen gezeigt hätten, dass die «Feststellungen nicht ausreichend» seien, um Massnahmen zu treffen.

Auf Nachfrage wiederholt er, dass zu keinem Zeitpunkt Sofortmassnahmen angezeigt gewesen seien. «Es bräuchte klare Hinweise, dass Behandlungen akut gesundheitsgefährdend sind. Es müsste ein klarer Kausalzusammenhang gegeben sein. Oder wenn es um Behandlungen geht, die nicht zugelassen sind», so Balmer.

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Dr. med. Thomas Rau ist der medizinische Direktor der Sonnenberg-Klinik. - PD

Er macht ausserdem klar: «Der Entzug der Berufsausübungsbewilligung ist die Ultima Ratio.» Diese Rechtsgrundlage habe der Kanton nicht, wenn keine Verurteilung vorliege.

«Aufsicht ist Aufsicht, egal wer es ist»

Der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor sagt weiter, dass man die volkswirtschaftliche Bedeutung der Ausserrhoder Alternativmedizin «nicht überhöhen» dürfe. Er ärgert sich über Unterstellungen oder gar Anschuldigungen, dass der Kanton zögerlich gegen renommierte Alternativmediziner vorgehe.

«Aufsicht ist Aufsicht, egal wer es ist. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Schul- und Alternativmedizin.» Er betont, dass alle Institutionen und alle Gesundheitsfachpersonen gleich behandelt würden.

Thomas Rau Appenzell Ausserrhoden
Die Staatsanwaltschaft von Appenzell Ausserrhoden wird gegen den Alternativmediziner Thomas Rau wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. - AFP/Archiv

Ob Schritte gegen den beschuldigten Arzt und die ärztliche Mitarbeiterin des Centers eingeleitet werden, hängt vom Ausgang der Strafuntersuchung ab. Zu deren Dauer machte die Staatsanwaltschaft keine Angabe.

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