Antisemitismus: Judenfeindliche Vorfälle auch in der Schweiz
Weltweit erfahren Jüdinnen und Juden seit dem Angriff der Hamas und der Gegenreaktion Israels mehr Antisemitismus. Auch in der Schweiz gibt es Fälle.
Das Wichtigste in Kürze
- Antisemitismus hat seit dem Angriff der Hamas auf Israel weltweit zugenommen.
- Vorfälle gibt es auch an Schulen in der Schweiz, darunter Beleidigungen und Graffiti.
- Auch pro-palästinensische Kundgebungen sorgen hierzulande für Beunruhigung.
Die jüdische Gemeinschaft weltweit ist seit dem Angriff auf Israel tief erschüttert. Gleichzeitig verzeichnen antisemitische Zwischenfälle einen Anstieg. Frankreichs Innenminister erwähnte in einem Radiointerview, dass es in seinem Land seit dem Angriff mehr als 100 solcher Vorfälle gab. Auch in Grossbritannien wurden mehr Fälle gemeldet. Eine antisemitische Stimmung macht sich auch in Deutschland und Österreich bemerkbar.
Und wie sieht es in der Schweiz aus? Wie jüdische Organisationen verlauten lassen, ist auch hierzulande eine antisemitische Stimmungsmache wahrzunehmen. Die Meldestelle für antisemitische Vorfälle in der Westschweiz (CICAD), berichtet gegenüber «SRF» etwa von Vorfällen an Schulen.
CICAD-Sekretär Johanne Gurfinkiel nennt einige Äusserungen, die sich israelische Schüler von ihren Mitschülern anhören mussten: «Schüler wurden mit ‹Vive la Palestine›, ‹Free Palestine› angesprochen, oder ‹ihr dreckigen Juden, es lebe die Hamas, sie hätten mehr töten sollen›.»
Gurfinkiel betont, dass solche Vorfälle zwar nicht an der Tagesordnung seien, es sie aber gebe. Weiter berichtet der CICAD-Sekretär von antisemitischen Graffiti. Eines wurde etwa an einer Tür gefunden. Es handelte sich demnach um den Kopf einer Person, mit einem jüdisch klingenden Namen versehen, auf dem «Free Palestine, danke Hamas» eingraviert worden sei.
Unterschiedliche Handhabung bei Kundgebungen
Ein Krisenherd sind derzeit offenbar auch pro-palästinensische Demonstrationen. Dort sei es in letzten Tagen zu Fällen von Antisemitismus gekommen. Ein Problem für die Betroffenen: Die verschiedenen Kantone gehen unterschiedlich mit solchen Kundgebungen um. Einige wurden untersagt, während andere erlaubt blieben.
Dieses unterschiedliche Vorgehen wird vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) kritisiert. Während man im Kanton Zürich das Thema ernst nehme, Kundgebungen flächendeckend verboten und die Sicherheitsmassnahmen angepasst habe, gehe man in anderen Kantonen nicht auf die Bedürfnisse der jüdischen Gemeinde ein.
«Diese unterschiedliche Handhabung beunruhigt die Leute», hält SIG-Sekretär Jonathan Kreutner fest. Konkrete Fälle von Antisemitismus wurden dem SIG zwar bisher nicht gemeldet, man nehme aber teils eine antisemitische Stimmungsmache wahr. «Man merkt es in den sozialen Medien oder bei Kundgebungen auf der Strasse.»
Auch wurde laut Kreutner die Israelflagge, welche am Basler Rathaus hängt, beschädigt. Die grösste jüdische Gemeinde der Schweiz existiert in der Stadt Zürich, dort gingen bisher aber keine Anzeigen bei der Polizei ein, heisst es in dem Bericht von «SRF». Seit dem Hamas-Angriff wurden aber die Patrouillen verstärkt.