Ärger droht: Influencer posten aus dem RS-Alltag – das sagt Armee
Auf TikTok geben Rekruten Einblick in den RS-Alltag. Das kann auch ins Auge gehen. Wer sich nicht an die Regeln hält, kriegt Ärger mit der Militärpolizei.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf TikTok finden sich zahlreiche Videos über die Schweizer Armee.
- Darunter etwa Werbung von der Armee selbst, aber auch viele private Einblicke.
- Die Armee begrüsst generell solche Inhalte – die GSoA findet sie «problematisch».
Mitte Januar sind in der Schweiz rund 12'000 Rekrutinnen und Rekruten in den Militärdienst gestartet. Nicht wenige von ihnen dokumentieren ihre RS-Erfahrung in den sozialen Medien.
So finden sich pünktlich zum RS-Start zahlreiche Videos auf TikTok, in denen Militärangehörige ihren Alltag zeigen oder den «Neulingen» Tipps und Tricks mitgeben. Von den besten Frisuren und Make-up-Tipps für die RS und Methoden, um Blasen bei Märschen zu vermeiden, bis zu Videos von der Ladefläche eines Armeelastwagens – die Inhalte sind vielfältig. Kann man aus der RS also posten, was man will?
Bei Verletzung droht Militärpolizei
Die Schweizer Armee begrüsst die Social-Media-Posts generell, erklärt Sprecherin Delphine Schwab-Allemand gegenüber Nau.ch. Bei Video- und Fotoaufnahmen müssen aber gewisse Regeln eingehalten werden.
«Die Geheimhaltungsvorschriften dürfen nicht verletzt werden, das Ansehen der Armee darf nicht gefährdet werden. Datenschutzrechtliche Vorgaben sind einzuhalten, der Schutz der Persönlichkeit muss gewahrt bleiben», zählt sie auf. Das entsprechende Reglement gelte seit Anfang 2023.
Dennoch komme es vor, dass Inhalte gegen die «die Netiquette der Schweizer Armee» verstossen, so Schwab-Allemand. «Wenn es möglich ist, die Urheber ausfindig zu machen, dann werden diese der Militärpolizei gemeldet.»
Es gebe aber keine Stelle, die aktiv die Social-Media-Kanäle nach diesen Inhalten durchsuche. «Jede Armeeangehörige, die auf Social Media etwas postet, ist selber verantwortlich.» Die Sprecherin lobt: «Die Angehörigen der Armee und auch der Verwaltung haben in der Vergangenheit viel Fingerspitzengefühl dafür bewiesen, welche Inhalte angebracht sind und welche nicht.»
TikTok wichtig für Social-Media-Strategie
«Angebrachte» Inhalte auf TikTok und Co. sind definitiv auch im Interesse der Schweizer Armee. Die Plattform «ermöglicht es der Schweizer Armee, eine jüngere Zielgruppe zu erreichen als auf den anderen etablierten Kanälen Instagram und LinkedIn». Dies sei auch für die Social-Media-Strategie der Armee wichtig, wie die Sprecherin erklärt.
Der offizielle Account der Armee hat beachtliche 25'000 Follower auf TikTok. «Auf diesem Kanal erreichen wir eine jüngere Zielgruppe, die sich noch vor dem Orientierungstag befindet», so Schwab-Allemand. Mit den kurzen Videos ziele man darauf ab, «informativ, unterhaltend, aber auch kritisch» zu sein.
Instagram, der Hauptkanal der Schweizer Armee, sei hingegen eher darauf ausgelegt, die aktiven Angehörigen der Armee zu erreichen.
Für die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) ist die Aktivität auf TikTok allerdings höchst problematisch. Dies vor allem, da versucht werde, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. «Es hat System», meint Joris Fricker von der GSoA gegenüber Nau.ch.
GSoA kritisiert «kriegsverherrlichende Bilder»
«Dass dabei kriegsverherrlichende Bilder verwendet werden, um Emotionen zu wecken, erstaunt nicht», erklärt er. «Auch, dass die Videos sehr aufwendig produziert und hochwertig daherkommen, zeigt, wie viel der Armee dieser Auftritt wert scheint. Es ist ein weiterer Versuch, junge Leute für sich zu gewinnen und zu militarisieren.»
Denn die Realität und der Alltag in der Armee sähe um einiges anders aus, als in den Videos porträtiert werde. «Hierarchische, rassistische, patriarchale und andere diskriminierende Verhaltensmuster durchziehen die RS noch immer», so Fricker.
«Wir machen dann die Erfahrung, dass nach wenigen Wochen RS die Drähte unserer GSoA-Soldatenberatung heiss laufen, weil die Armee keine von ihrer attraktiven Versprechen halten konnte.»