Arolla VS: Überlebender spricht über die schreckliche Nacht
Die Anzahl der gestorbenen Skitourengänger in der Region «Pigne d'Arolla» VS hat sich am Dienstag auf sechs Menschen erhöht. Nun sprach ein Überlebender über die schreckliche Nacht und seinem Kampf ums nackte Überleben.
Das Wichtigste in Kürze
- In Pigne d'Arolla in den Walliser Alpen erfroren am Sonntag sechs Personen im Freien.
- 14 Alpinisten verbrachten eine Nacht bei Minus-Temperaturen, weil sie sich verlaufen hatten.
- Ein Überlebender spricht über das Drama und wie er die Schreckensnacht überlebt hat.
Am Sonntag gerieten 14 Skitourenfahrer in der Region «Pigne d’Arolla» in eine Schlechtwetterfront und mussten die Nacht im Freien verbringen, weil sie ihre Berghütte nicht gefunden hatten. Am Dienstag wurde nun das sechste Todesopfer bestätigt. Laut der Polizei kamen beim Unglück eine 52-jährige Bulgarin und fünf italienische Tourengänger ums Leben.
Tommaso P. hat Glück gehabt. Der 20-jährige Architekt gehört zu den acht Überlebenden. In einem Interview mit der italienischen Zeitung «Corriere della Sera» sprach der Italiener das erste Mal über die verheerende Schreckensnacht.
«Mir geht es gut, inzwischen konnte ich das Spital wieder verlassen», sagt der 50-jährige Tommaso P. «Jetzt habe ich verstanden, was die Hölle ist», so der Architekt. «Die Hölle kann nichts anderes sein als diese Kälte und eine Nacht wie diese.»
«Schlaft nicht ein»
Während Tommaso P. selbst versuchte zu überleben, soll er in dieser Nacht immer wieder andere Skitour-Teilnehmer dazu aufgefordert haben, sich in der Kälte zu bewegen. «Du musst dich bewegen», habe er einer deutschen jungen Frau immer wieder gesagt. «Ich bitte dich, beweg dich, hör nicht auf. Schlaf nicht. Schlaf nicht ein.» Auch anderen Skitourengänger soll er in der Dunkelheit immer wieder Mut zugesprochen und sie motiviert haben, ohne zu wissen, ob sie überhaupt noch am Leben sind.
«Wir haben uns vier, fünfmal verloren»
Aus der Sicht von Tommaso P. hat eine tragische Fehlerkette zum Unglück geführt: «Wir haben uns vier, fünfmal verloren. Die Sicht war miserabel». Und dann hätten sie auf einem Gebirgssattel angehalten. «Das tut man nicht, wenn es so stürmt.»