Arzt muss ins Gefängnis, weil er Patientinnen verwechselte
Das Wichtigste in Kürze
- In Lugano TI beging ein Chirurg ein massiver Ärztepfusch.
- Dafür bekommt er zwei Jahre Haft auf Bewährung.
Ein Chirurg, der einer Patientin in der Luganeser Klinik Sant'Anna irrtümlich beide Brüste entfernte und anschliessend den Arztbericht umänderte, ist vom Luganeser Strafgericht zu 8 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung, ausgesetzt auf zwei Jahre, verurteilt worden.
Das Gericht folgte heute Freitag der Anklage, die auf schwerer Körperverletzung und Dokumentenfälschung basierte. Die Anwälte des Chirurgen hatten einen Freispruch gefordert. Der Arzt hatte im Juli 2014 einer 67-jährigen Patientin bei einer Operation beide Brüste vollständig entfernt, obwohl sie nur an einem kleinen Tumor unter einer Brustwarze litt.
Der Patientin sagte man jedoch, der Eingriff sei nötig gewesen. Die Klinik musste später jedoch zugeben, dass Patientinnen im Operationssaal verwechselt wurden.
Organisatorische Mängel im OP-Saal
Die Anwälte argumentierten, dass organisatorische Mängel im Operationssaal dem operierenden Arzt nicht angelastet werden könnten. Er habe überdies aus gutem Grund den Arztbericht geändert, da das Leben der Patientin in Gefahr gewesen sei.
Im Prozess vor dem Luganeser Strafgericht wies der Chirurg die Verantwortung dem Anästhesisten zu, der für die Klärung der Identität von Patienten zuständig sei. Den Arztbericht habe er abgeändert, um die Suizidalität der Patientin nicht zu verstärken.
Die Staatsanwaltschaft, die über den Chirurgen zuerst einen Strafbefehl von 120 Tagessätzen verhängt hatte, akzeptierte auch im Prozess die Argumente des Chirurgen nicht. Er hätte sich zumindest über den Namen der Patientin informieren müssen.