Auch Rockstars kommen an Schweizer Zöllner nicht vorbei
Da hilft auch keine Weltbekanntheit: Rockstars wie Black Rebel Motorcycle Club warten stundenlang am Schweizer Zoll. Und sie sind nicht die einzigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Rockband Black Rebel Motorcycle Club wurde gestern 5 Stunden am Schweizer Zoll angehalten.
- Musiker müssen ihr Equipment bei der Einreise in die Schweiz voranmelden.
- Auch andere Musiker haben bereits spezielle Zoll-Erlebnisse hinter sich.
Müde, gestresst und etwas genervt. Das erfolgreiche US-Trio Black Rebel Motorcycle Club reiste gestern nach Luzern – mit mehreren Stunden Verzögerung. Nau traf Frontmann Rob am Blue Balls Festival in Luzern: «Wir wurden für fünf Stunden an der Grenze angehalten». Das Trio hatte nämlich ordentlich Equipment dabei. Es zeigt sich: Kein Einzelfall.
Ohne Anmeldung geht nichts
Passiert sei es an der italienischen Grenze, jedoch am Schweizer Zoll. David Marquis von der Eidgenössischen Zollverwaltung kann zu konkreten Fällen nichts sagen. Schmunzelt aber: «Die Band kenne ich, die sind gut!» Doch auch Berühmtheit schützt nicht vor Regelungen: «Wenn Musiker mit ihrem Equipment in die Schweiz fahren, müssen sie die vorübergehende Verwendung ihres Materials bei der Einfuhr anmelden». Passiert eine Band die Grenze zweier EU-Staaten, ist so eine Anmeldung aufgrund der europäischen Zollunion nicht nötig.
Pinkeln am Zoll – keine gute Idee
Nicht besonders überrascht reagiert die Mainland Music AG. Adrian Erni, der selber für die Band Yokko am Mikrofon steht, hat ebenfalls schon einiges erlebt. So beispielsweise auf der Rückfahrt von Wien nach Zürich, als ihn einst die Bierblase weckte: «Plötzlich, der Bus hält und ich rufe nach vorne, ob man hier pinkeln kann. Der Fahrer (Bassist) ‹Ja eh›. Ich steige aus, denk mir nicht viel dabei uns pisse hinter das nächste Häuschen. Nur doof war es das Zollhäuschen…» Die Folge: Ein wütender Zöllner mit Hund, der ihm seine ID abknöpfte und den Bus nach Drogen durchsuchte.
Auch Booker Martin Schrader von Mainland Music hat einige Geschichten erlebt. So beispielsweise 2005 mit Politpunk-Band Anti-Flag, welche am Openair St. Gallen auftreten sollte. Damals benutzten die Menschen noch CD-Player, weshalb die Band 2500 Gratis-Sampler zum Verschenken dabei hatte. «Obwohl Anti-Flag all ihr Merch bei der Einfahrt in die Schweiz angegeben hatten, wurden sie rausgenommen und durchsucht. Die Gratis-Sampler, obwohl gross ‹Free Sampler Not For Sale› drauf stand, waren für den Zoll CDs wie alle anderen.» Die Folge: Anti-Flag wurden als Schmuggler mit saftiger Busse bestraft und kamen drei Stunden zu spät.
Eine «positive» Geschichte hat Schrader aber auch noch auf Lager. Die deutschen Muff Potter wollten einst mit 500 Kilogramm Übergewicht in die Schweiz einreisen. «Dann kamen sie irgendwann auf die Idee, dass fünf Leute aussteigen könnten und soviel Gepäck wie sie tragen können, bis auf die andere Seite der Grenze schleppen.» Der Van fuhr nochmals auf die Waage, war im Limit und wurde durchgelassen.