Auditorium Stravinski im Zauber von Paolo Nutini
Der schottische Singer-Songwriter Paolo Nutini ist zurück - und das in zweifacher Hinsicht: vor wenigen Tagen mit einem neuen Album und nach sieben Jahren am Montreux Jazz Festival. Mal mit Band, mal solo wusste er sein Publikum zu bezaubern.
Das Wichtigste in Kürze
- Gerade einmal 19 Jahre war Paolo Nutini alt, als er 2006 zum ersten Mal nach Montreux ans Jazz Festival kam.
Schon damals hat er sein Publikum begeistert. Bereits im darauf folgenden Jahr war er wieder da. Dann dauerte es bis 2015, bis er der Einladung an den Genfersee erneut folgte. Es sollten weitere sieben Jahre vergehen, bis er (am Donnerstagabend) wieder auf der Bühne des Auditorium Stravinski stand.
Ähnlich lange Jahre hat sich Paolo Nutini mit seinem neuen Album Zeit gelassen. «Last Night in the Bittersweet» hat er erst vor wenigen Tagen veröffentlicht, gut acht Jahre nach «Caustic Love» (2014).
Mit dem neuen Album kehrt Nutini, der sich dem Funk und Soul verschrieben hat, in einem rockigeren Gewand zurück. Die Texte haben - wie es der Titel verspricht - einen bittersüssen Geschmack. Live allerdings sind sie bissig.
Zu Beginn des Konzerts treten die sechs Musiker der Band auf die Bühne, um mit «Afterneath», einem Song vom neuen Album, den zweistündigen Auftritt zu eröffnen. Und Nutini, als er zum Mikrophon greift, sagt: «Es ist gut, wieder da zu sein.»
Es folgt ein Mix von Songs vom neuen wie vom vorangegangenen Album: «Loose It», mit seinen rockigen Klängen und schönen Gitarrenriffs, «Scream (Funk my life up)» mit Nutini am Keyboard oder «Acid Eyes», für das der hintere Teil der Bühne in psychedelischen Formen und Farben gegossen ist. Sein Publikum hat der Singer-Songwriter längst am Haken, der Refrain erklingt tausendfach. Bei «Radio»hat das Saxophon mit jazzigen Noten seinen Auftritt.
Dann bleibt Nutini allein mit seiner Gitarre. Der Raum wird dunkel, nur ein Strahler ist auf ihn gerichtet. Es wird intim im Konzertsaal. Er singt das süsse «Dream A Little Dream Of Me», eine Coverversion von Doris Day, und die Akustikversion des zarten «No Other Way» aus seinem zweiten Album «Sunny Side Up» (2009).
Mit dem Medley von «Jenny Don't Be Hasty» und «New Shoes» von seinem ersten Album «These Streets» (2006) in ausgesprochen rockiger Tonart geht der Schotte noch weiter zurück in die Vergangenheit. Band und Künstler zeigen ihr Live-Talent, indem sie den Rhythmus der Songs den instrumentalen Teilen voller Gitarrenriffs anpassen. Rockig bleibt es mit «Pencil Full Of Lead».
Schliesslich verlässt Nutini die Bühne mit «Everywhere» von seinem neuen Album - um dann jedoch mit seiner Zugabe sein Publikum zum Jubeln zu bringen. Mit «Iron Sky» macht er seinen Fans und mit «Caledonia» seiner schottischen Heimat eine Liebeserklärung.
Überhaupt lässt Paolo Nutini am Ende seines Auftritts seinen Gefühlen freien Lauf. Er erinnert an Claude Nobs (1936-2013), den legendären Gründer des Montreux Jazz Festival, der ihn einst eingeladen hatte. Sichtlich gerührt erzählt er, dass die vielen Fotos hinter der Bühne einen bittersüssen Eindruck auf ihn machten: «Ich vermisse ihn und ich liebe ihn», sagt er. Und: «Wenn er Mundharmonika spielen würde, wäre es eine bessere Show.»
Das Konzert endet akustisch und emotional mit «Writer». Nutini lässt das Publikum wissen, dass seine Mutter im Saal sitzt, und er kann kaum aufhören, sich bei den Fans zu bedanken. Sieht ganz so aus, als wäre Nutini gerne zurück im Auditorium Stravinski am Montreux Jazz Festival.