Aufsichtsbehörden gemeinsam gegen «Greenwashing» im Finanzsektor

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Bern,

Anleger legen zunehmend Wert auf Klimaschutz, doch stellt sich die Frage: Sind alle als «grün» deklarierten Produkte tatsächlich nachhaltig?

Viele Anleger schauen inzwischen auch auf 
Umwelt- und Klimaschutz. Doch nach Einschätzung von Europas Aufsichtsbehörden steigt die Zahl potenzieller Greenwashing-Fälle an.
Nach Einschätzung von Europas Aufsichtsbehörden steigt die Zahl potenzieller Greenwashing-Fälle an. (Symbolbild) - Julian Stratenschulte/dpa

Anleger legen zunehmend Wert auf Klima- und Umweltschutz. Doch ist ein Produkt wirklich so «grün» wie das Werbeversprechen? Die Zahl der Zweifelsfälle nimmt zu.

Europas Aufsichtsbehörden stemmen sich gemeinsam gegen zunehmende Schönfärberei bei vermeintlich «grünen» Finanzprodukten. Banken, Versicherer und andere Finanzmarktakteure seien in der Verantwortung, Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen, die «fair, klar und nicht irreführend sind», betonten die Bankenaufsicht EBA, die Versicherungsaufsicht EIOPA und die Wertpapieraufsicht ESMA am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung ihre jüngsten Analysen zu sogenanntem Greenwashing im Finanzsektor.

EU-Kommission verstärkt Fokus auf nachhaltige Anlagen

Die EU-Kommission will mehr Geld in «grüne» Anlagen lenken, um den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft zu beschleunigen. Bankberater und Versicherungsvermittler müssen daher inzwischen bei der Anlageberatung die Vorstellungen der Kundschaft beim Thema Nachhaltigkeit abfragen. Bei der Geldanlage soll es nicht mehr nur um Renditechancen und Risiko gehen, sondern auch um Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung: Die Abkürzung ESG (englisch für: Environmental Social Governance) hat Einzug gehalten.

Doch was ist tatsächlich nachhaltig, und wo gaukeln Anbieter der Kundschaft nur Umwelt- und Klimafreundlichkeit vor? Mit zunehmender Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen nimmt auch die Gefahr zu, dass Anbieter Produkte als «grüner» darstellen, als diese tatsächlich sind.

Die Versicherungsaufsicht EIOPA warnt: «Wenn nicht gegen Greenwashing vorgegangen wird, könnte es echte Bemühungen zur Finanzierung des nachhaltigen Wandels untergraben und das Vertrauen der Verbraucher in den europäischen Versicherungs- und Rentensektor schwächen.»

Steigende Fälle von Greenwashing

Die Fallzahlen im Versicherungssektor sind nach EIOPA-Angaben zuletzt gestiegen: Im laufenden Jahr hätten die nationalen Aufsichtsbehörden von fünf Mitgliedsstaaten «Greenwashing»-Fälle gemeldet, 2023 waren es drei. Sechs weitere nationale Aufsichtsbehörden untersuchen den Angaben zufolge derzeit potenzielle Fälle.

Auch die EU-Bankenaufsicht EBA beobachtet ein wachsendes «Greenwashing»-Risiko bei Banken, Wertpapierfirmen und Zahlungsdienstleistern. Das Ergebnis der quantitativen EBA-Analyse von «Greenwashing» zeige eine deutliche Zunahme dieses Trends in allen Sektoren, auch bei den EU-Banken. Die Gesamtzahl der mutmasslichen Fälle in der Europäischen Union sei im Jahr 2023 weiter gestiegen: um 26,1 Prozent im Vergleich zu 2022, teilte die EBA mit.

Die Analysen der Aufsichtsbehörden zu «Greenwashing» sind Teil einer umfassenderen Initiative. So hatte die EU-Kommission im März 2023 einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der Unternehmen bei Angaben etwa zur Klimafreundlichkeit oder Nachhaltigkeit ihrer Waren zu Mindeststandards verpflichten soll. Ziel der Brüsseler Behörde: Wer ein als umweltfreundlich beworbenes Produkt kauft, soll sicher sein können, dass das Produkt wirklich «grün» ist.

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Kommentare

User #4402 (nicht angemeldet)

Das ist nur in Europa so. Vermutlich wegen dem politischen Druck auf die Institutionen... Aber wollen will niemand.

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