Bäckerei-Unternehmen verbannt Bargeld an den Münz-Automaten
Wer mit Bargeld zahlt, ist in der Minderheit. Und wird zuweilen schräg angeschaut. Eine Bäckerei in Bern delegiert nun Bargeld-Bezahlen an einen Automaten ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Take-aways bezahlen fast alle mit Karte. Bei der Migros sind es 80 Prozent.
- Entsprechend erstaunt zeigt sich das Personal oftmals, wenn jemand bar bezahlt.
- Das Berner Bäckerei-Unternehmen Reinhard reagiert und reduziert die Barbezahlungskassen.
Den To-go-Cappuccino am Bahnhof mal eben mit der 20er-Note bezahlen. Das kommt heute gar nicht mehr gut an.
Das musste kürzlich Ramona T.* (39) erfahren. Sie sagt: «Zuerst runzelte die Verkäuferin am Take-away die Stirn. Dann fragte sie mich, ob ich es nicht genau hätte oder sonst besser mit Karte bezahlen könnte. Da kam ich mir schon ein wenig blöd und unwillkommen vor.»
Tatsächlich ist klar in der Minderheit, wer heute noch mit Bargeld bezahlt. Beim Valora-Konzern, zu dem etwa Brezelkönig, kKiosk und Spettacolo gehören, gehen inzwischen über zwei Drittel der Transaktionen bargeldlos über die Bühne. Bei der Migros sind es sogar 80 Prozent, wie es auf Anfrage heisst.
Nur noch die Hälfte der Kassen mit Bargeld
Während die Migros erklärt, es gäbe für das Personal keine grossen Unterschiede zwischen bar und Karte, sagt Valora klar: «Seit Einführung der kontaktlosen Kartenzahlung verläuft der Zahlprozess deutlich schneller und einfacher als mit Bargeld und ist damit auch praktischer.»
Das findet auch Alexander Reinhard, Geschäftsleiter der Reinhard AG mit acht Bäckereien in und um Bern. «Karten und Mobile-Apps sind für uns praktischer», sagt er ganz offen zu Nau.ch. Der Anteil der Bargeld-Bezahlungen habe sich auf knapp ein Drittel des Umsatzes reduziert.
Das hat nun Folgen: «In naher Zukunft» nimmt die Bäckerei am Bahnhof Bern nur noch an zwei von vier Kassen Bargeld an. «Um das Handling zu vereinfachen», wie der Geschäftsleiter sagt.
Und um die Kunden daran zu gewöhnen, dass, wer mit Bargeld bezahlt, sich bald an einen Automaten wenden muss.
Denn Reinhard will ab Mitte August in der neuen Filiale am Bahnhof Bern einen Cash-Automaten einbauen. «Da dies noch hygienischer ist», sagt er.
Das sieht dann so aus: Bei diesem Automaten könne der Kunde die Noten und das Münz eingeben und erhalte das Rückgeld «bequem» aus einem Fach. Das Verkaufspersonal hält das Bargeld also gar nicht mehr in der Hand.
In Deutschland und Frankreich sei diese Zahlungsart bereits weitverbreitet. In der Schweiz wird sie erst neuerdings eingesetzt. «Offenbar war es aufwendig, die Automaten so umzubauen, dass sie auch unsere sehr grossen Fünfliber annehmen können», erzählt Reinhard.
Bargeld spart keine Kosten
Für das Personal werde es somit einfacher «und es muss weniger gerechnet und gezählt werden». Um bei einem Ausfall der Technik nicht den Laden schliessen zu müssen, will Alexander Reinhard dennoch kleine Kassenschubladen mit Bargeld parat haben.
Natürlich seien Bargeld-Kunden auch in Zukunft willkommen, beteuert der Bäcker. Doch es stimme nicht – wie viele meinen würden –, dass das Unternehmen mit Bargeld Kosten sparen würde. «Es kostet uns auch – Arbeitszeit für den Zählvorgang, der Gang zur Bank, Einzahlgebühren et cetera.»
* Name von der Redaktion geändert.