Bahnunfälle häufen sich: Jetzt schaltet sich der Bund ein
Ausfälle, Umleitungen und Verspätungen: Das waren die Folgen der Zug-Entgleisung von letzter Woche in Winterthur. Jetzt greift das Bundesamt für Verkehr ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer öfter legen Rangierfehler den Bahnverkehr lahm. Jetzt greift der Bund ein.
- Das Bundesamt für Verkehr (BAV) befasst sich in einer Studie mit Ursachen und Lösungen.
- Im Zentrum steht auch die Frage, ob das Sicherheitssystem modernisiert werden muss.
Das Unglück geschah letzten Freitagnachmittag: Ein mit Schottersteinen beladener Zug sprang in Winterthur aus den Schienen. Die Entgleisung war kein Einzelfall. Immer häufiger kommt es zu Unfällen, bei denen Rangierarbeiten eine Rolle spielen, wie die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (Sust) feststellen musste.
Seit Anfang 2015 kam es auf dem Schweizer Schienennetz zu zwanzig solcher Ereignisse. Jetzt will der Bund handeln. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) befasst sich derzeit in einer umfangreichen Studie mit den Ursachen und möglichen Lösungen, wie Sprecher Gregor Saladin gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bestätigt. Die Untersuchung soll bereits diesen Sommer abgeschlossen werden.
Wird das System modernisiert?
Das Sust möchte unter anderem herausfinden, ob es Differenzen zwischen den Fahrdienstvorschriften und dem tatsächlichen Verhalten des Personals gibt oder wie das Sicherheitssystem im Rangierdienst zu modernisieren wäre. Rangierfahrten werden heute nur selten vom System der automatisierten Zugsicherung überwacht.
Bei den SBB begrüsst man die Studie des Bundes: «Die SBB haben selbst das grösste Interesse, die Sicherheit dank neuen Erkenntnissen weiter zu verbessern», sagt Mediensprecher Reto Schärli zur Zeitung. Er betont aber, dass es gemäss der «heute bekannten Faktenlage» kein «systematisches Problem» gebe.
Anders sieht es die Bahngewerkschaft SEV. Sie gibt den Arbeitsbedingungen die Schuld: «Bei SBB Cargo jagen sich seit einigen Jahren die Reorganisationen», so SEV-Sekretär Philipp Hadorn zur Zeitung. Das führe bei den Angestellten zu Stress und Verunsicherung.