Bankiervereinigung-CEO sieht Abkommen mit EU als «Langzeitprojekt»
Das Wichtigste in Kürze
- Jörg Gasser ist der neue CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung.
- Er erachtet ein Finanzdienstleistungsabkommen mit der EU als «Langzeitprojekt».
- Die Branche brauche den Marktzugang aber möglichst schnell.
Der neue CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung, Jörg Gasser, erachtet ein Finanzdienstleistungsabkommen mit der EU als «Langzeitprojekt.» Im Vordergrund stehe derzeit das institutionelle Rahmenabkommen, sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift «Finanz und Wirtschaft» vom Mittwoch. Interessenkonflikte wegen seiner früheren Tätigkeit in der Bundesverwaltung sieht Gasser nicht.
Ein Finanzdienstleistungsabkommen mit der EU sei ein «Langzeitprojekt vielleicht in fünf bis zehn Jahren», sagte Gasser. Die Branche brauche aber den Marktzugang aber möglichst schnell und nicht erst in zehn Jahren. Beim Rahmenabkommen sei es zudem sehr schwierig, in absehbarer Frist noch etwas zu erreichen. «Jetzt sind wir in einer Phase, in der die Verfügbarkeit der EU für Gespräche sehr klein ist.»
Brexit bremst
Die Bankiervereinigung setze sich «klar für das institutionelle Rahmenabkommen ein», betonte Gasser. «Doch wir benötigen rasch eine Lösung, damit sich die Beziehung zur EU normalisieren kann und wir über den Marktzugang reden können.» Bankdienstleistungen seien ein «Exportgeschäft», nur könnten die Banken diese Dienstleistung momentan nicht richtig in die EU exportieren. «Dabei sind wir absolut bereit, die EU-Regulierungen zu akzeptieren und in der Schweiz umzusetzen.»
Einen negativen Einfluss auf die Positionen der Schweiz dürfte der Brexit haben. Dieser habe einen grossen Einfluss auf die Frage, wie man Drittstaaten den Zugang zum europäischen Finanzmarkt ermöglichen will. «Folglich bremst der Brexit das Potenzial für Verhandlungen mit der Schweiz.»
Hohe Transparenz
Persönliche Konflikte zwischen seiner neuen Rolle als CEO der Bankiervereinigung früheren Tätigkeit als Leiter des Staatssekretariats für Internationale Finanzfragen (SIF) stellte Gasser klar in Abrede. «Als Staatssekretär hatte ich keine Aufsichtspflicht gegenüber den Finanzinstituten», betonte er auf eine entsprechende Frage. Die Dossiers, die zwischen der Bankbranche und der Verwaltung diskutiert würden, seien öffentlich, betonte Gasser. «Bei diesem Rahmen von Transparenz sehe ich für meinen Wechsel keine Probleme.»
Zudem «wüsste er nicht, wo er als Leiter der Bankiervereinigung heute unterschiedlichen Positionen vertreten müsste», so Gasser.