Basel verbannt Gas: Lili (91) soll Haus für 150'000 Franken umbauen
2037 soll Basel klimaneutral sein. Jetzt müssen die Gasheizungen weg – und zwar schnell. Einwohnerin Lili S. weiss nicht, wie sie die Umrüstung zahlen soll.
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Das Wichtigste in Kürze
- Basel-Stadt verbannt Öl und Gas, Fernwärme ist die Zukunft.
- Für Hausbesitzerin Lili S. (91) ist dies noch unvorstellbar. Bei ihr läuft alles mit Gas.
- 2028 wird ihr Gasanschluss stillgelegt. Ihr blühen Kosten von 150'000 Franken.
- Die Basler Bevölkerung hat sich 2022 klar dafür ausgesprochen, klimaneutral zu werden.
«Dass ich in meinen alten Tagen noch so etwas erleben muss ...»
Lili S. ist eine von vielen Baslern und Baslerinnen, die in den letzten Monaten dicke Post im Briefkasten hatten. Darüber berichtet die SRF-Sendung «Rundschau».
Der Kanton Basel-Stadt ist der Klima-Turbo der Schweiz. Bis 2037 will man klimaneutral sein. Das hat die Bevölkerung vor drei Jahren mit 62 Prozent Ja-Stimmen an der Urne entschieden.

Jetzt wird vorwärtsgemacht. Heisst: Gas- und Ölheizungen sollen raus. Und zwar schnell.
Lili S. wird im Schreiben des Energieversorgers IWB darüber informiert, dass ihr Gasanschluss bereits 2028 stillgelegt wird.
Basel-Stadt stellt Lili Gas ab: «Dann müsste ich in ein Hotel ziehen»
Ein Schock: Ob Heizung, Herd oder Warmwasser – im Haus der 91-Jährigen funktioniert im Moment alles mit Gas.
Dass nun einfach abgestellt wird, könne sie gar nicht fassen. «Dann müsste ich ja in ein Hotel wohnen gehen.»
In der Tat. «Es läuft auf eine Totalsanierung hinaus», sagt ihre Nichte Ruth Läderach. Neue Öfen, Elektroinstallationen, zudem bräuchte es wohl auch eine Sanierung der Bäder und Gebäudehülle.
150'000 Franken für Gasabrüstung bei Lili S.
Wie die «Rundschau» vorrechnet, würden die Umbauten beim Haus von Lili S. 150'000 Franken kosten. Maximal 30'000 Franken davon würden mit Subventionen bezahlt.
Für Läderach ist klar: «Das kann meine Tante nicht stemmen, auch finanziell nicht.» Es bliebe allenfalls nichts anderes übrig, als das Haus zu verkaufen.
Seniorin Lili S. will sich aber noch nicht geschlagen geben. Und hat gegen die Stilllegung des Gasanschlusses Beschwerde eingereicht.
Beschwerde wird erfolglos sein
Erfolg wird sie damit aber nicht haben, wie Evelyn Rubli von der Geschäftsleitung der Industriellen Werke Basel (IWB) versichert.
«2028 ist die Gasleitung dort am Lebensende. Wir müssten sie aus Sicherheitsgründen ersetzen, werden das aber nicht machen.»
Die Zukunft heisst Fernwärme. Vier von fünf Gebäuden in Basel-Stadt sollen mit dieser Energie geheizt werden. Die Leitungen werden jetzt verlegt. Bald soll 115 Grad heisses Wasser durch die Rohre fliessen.
Das Problem bei der Fernwärme
Auf die IWB kommen weitere Ausgaben hinzu, um die Fernwärme überhaupt CO2-neutral zu machen.
Energiequelle ist hauptsächlich die Abwärme aus der Kehrichtverbrennung.
Aktuell werden aber auch noch über 20 Prozent der Basler Fernwärme mit purem Erdgas aufbereitet. Als Ersatz sollen Pellet-Brennöfen oder Rückgewinnungen aus dem Rhein und der Abwasserreinigung dienen.