Stadt Basel

Basler Unispital ohne Turm: Ex-Gesundheitsdirektor Gysin «dankbar»

Jan Amsler
Jan Amsler

Basel,

Das Spital will beim umstrittenen Neubauprojekt vorerst nur den Sockel errichten. Damit spart es rund 200 Millionen Franken. Der Turm soll aber möglich bleiben.

unispital turm
Baustelle beim Unispital Basel: Das Klinikum 2 kommt, das Klinikum 3 auch – aber anders. - USB

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Basler Unispital verzichtet bei seinem Klinikum 3 auf den zunächst geplanten Turm.
  • So werden Kosten in Höhe von 200 Millionen Franken gespart.
  • Der frühere Basler Gesundheitsdirektor Remo Gysin sieht den Schritt positiv.

Die Bauvorhaben des Universitätsspitals Basel (USB) beschäftigen die Politik in beiden Basel seit Jahren. Das neue Klinikum 2 befindet sich bereits in Umsetzung – es soll 2033 betriebsbereit und 2042 fertiggestellt sein.

Noch unklar ist hingegen das Klinikum 3 bei der Schanzen- und Klingelbergstrasse. Hier überrascht das USB am Mittwoch mit neuen Plänen.

Zwar hält das Spital am Sockelbau fest und will diesen bis 2033 erstellen. Doch nun verzichtet es auf den geplanten 73 Meter hohen Turm.

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Hier noch mit Turm: Darstellung des Klinikums 3. - Visualisierung USB

Damit speckt das Unispital seine Infrastrukturprojekte ab. Ohne Turm entfallen Kosten von 200 Millionen Franken. Insgesamt will das Haus für die beiden Projekte 1,7 Milliarden investieren.

Auf das umstrittene Kantons-Darlehen von 300 Millionen Franken soll die Redimensionierung aber keinen Einfluss haben. «Wir brauchen das Darlehen wie geplant», sagt Sprecherin Caroline Johnson zu «OnlineReports». Das USB erachte «den Finanzierungsbeitrag als sinnvoll».

Druck aus der Politik

Das Spital begründet den neuen Bauplan damit, den Flächenbedarf optimiert und um 6400 Quadratmeter reduziert zu haben. Dadurch komme man für die kommenden 20 bis 30 Jahre ohne Turm aus. Dieser könne später aber immer noch ergänzt werden. Die «Option zur Verdichtung des Campus» bleibe künftigen Generationen so offen.

Das Unispital hat seine Arealplanung nach dem 50-Millionen-Verlust von 2023 «einer gründlichen Aktualisierung und Überprüfung unterzogen». Doch auch aus der Politik kam und kommt Druck. Parlamentarierinnen und Parlamentarier in beiden Basel kritisieren, dass die kantonseigenen Spitäler und insbesondere das Unispital weiterhin wettrüsten statt gemeinsam planen und dadurch Überkapazitäten schaffen würden.

Der frühere Basler Gesundheitsdirektor Remo Gysin sagte im Herbst 2023 gegenüber «OnlineReports»: «Es ist ungeheuer, wie der Volkswille hier umgangen wird.» Schliesslich habe sich die Stimmbevölkerung in beiden Kantonen für die gemeinsame Gesundheitsplanung ausgesprochen.

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Remo Gysin war von 1984 bis 1992 Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt und später Nationalrat. (Archivbild) - keystone

Heute sagt Gysin: «Ich freue mich und bin dankbar um die Korrektur. Dieser Schritt braucht Mut. Gleichzeitig bestätigt dies auch, dass die ursprüngliche Planung auf Fehlannahmen basierte.»

Hug: «Wichtig für Forschungsstandort und Versorgung»

Die Infrastrukturprojekte des Unispitals – zusammengefasst unter dem Masterplan Campus Gesundheit – sind allesamt in Verzug. Nun gelangt der neue Bebauungsplan für das Klinikum 3 wieder in die zuständige Bau- und Raumplanungskommission des Grossen Rats.

Kommissionspräsident Michael Hug bedauert, dass sich das Klinikum 3 nun zu den vielen Grossprojekten gesellt, die nicht wie geplant umgesetzt werden. Umso mehr freut sich der LDP-Politiker, dass das Unispital «überhaupt etwas umsetzen will» und nicht gänzlich auf den Neubau verzichtet.

Denn eine moderne Infrastruktur sei «wichtig für den Forschungsstandort Basel und die überregionale Versorgung». Seit der erste Bebauungsplan vorliegt, hätten sich die Umstände im Gesundheitswesen stark verändert, und Spitalbauten kämpften überall mit finanziellen Problemen. Daher findet Hug es richtig, dass das Unispital das Projekt nochmals überprüft und angepasst hat.

Auswirkungen auf Entscheid im Baselbiet?

Sowohl das Universitätsspital Basel als auch das Kantonsspital Baselland (KSBL) müssen ihre Infrastruktur erneuern. Mit dem Bau des Klinikums 2 und dem Plan fürs Klinikum 3 sind die Projekte im Stadtkanton allerdings deutlich weiter fortgeschritten.

Baselland steht erst vor der Grundsatzfrage, ob die beiden KSBL-Standorte Liestal und Bruderholz weiterentwickelt werden sollen oder ob stattdessen im mittleren Baselbiet ein neues Spital gebaut werden soll.

Sollten die beiden Basel bei der Gesundheitsplanung besser zusammenarbeiten?

Die Kantonsregierung hat kürzlich mitgeteilt, zwei mögliche Areale in Pratteln – Salina Raurica und Bredella Ost beim Bahnhof – zu prüfen. Und hat für beide Gebiete Absichtserklärungen für einen allfälligen Kauf abgeschlossen. Ein Neubau in Pratteln könnte laut Regierung im Jahr 2035 in Betrieb gehen.

Sozialdemokratin Lucia Mikeler präsidiert die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission des Baselbieter Landrats. Sie glaubt nicht, dass der neue Bebauungsplan des Unispitals einen Einfluss auf den Richtungsentscheid im Baselbiet haben wird.

Auf den ersten Blick wirkten die neuen Pläne für das Klinikum 3 «zukunftsorientiert»: «In diesem dynamischen Umfeld macht es sicher Sinn, zu bauen, was wirklich benötigt wird, und die Möglichkeit offen zu halten, das Projekt später zu erweitern.» Bei der Eröffnung des Neubaus könnten die heutigen Annahmen bereits wieder überholt sein. Dies sei auch bei der Spitalstrategie im Baselbiet zu bedenken.

Neue Chefs

Mikeler wünscht sich nach wie vor, dass die Gesundheits- und Spitalplanungen in beiden Basel gemeinsam gedacht und gut aufeinander abgestimmt werden. Sie bestätigt, dass die Redimensionierung der Unispital-Pläne im Baselbiet wohl eine gewisse Genugtuung auslösen könnte. Denn die Kritik an den massiven Investitionen war laut.

Die Spitallandschaft in der Region ist nicht nur wegen der Infrastrukturprojekte und der anhaltenden Debatte um die steigenden Gesundheitskosten im Wandel, sondern auch personell. Beim Unispital folgt Rakesh Padiyath auf Werner Kübler als neuer Direktor. Beim KSBL ersetzt Lukas Rist CEO Norbert Schnitzler, von dem sich das Spital getrennt hat.

***

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.

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Kommentare

User #2543 (nicht angemeldet)

Kenne kein einziges Projekt, wo diese Herzog & de Meuron verantwortlich waren und innerhalb der geplanten Kosten geblieben ist. In Kanada wurde sogar die Reissleine gezogen und ihnen gekündigt! Aber aus irgendwelchen Gründen beauftragt man immer wieder die teuersten der Teueren. Sogar bei einem Spitalbau.

User #5922 (nicht angemeldet)

Was? passt aber gar nicht zur schweiz! die spitäler sind pleite..also muss man doch noch edeltürme für hunderte millionen dazu bauen, verstehe ich nicht, was ist da los!!!

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