Bei Beerdigung geklaut: Kuhglocken werden wohl im Ausland verkauft
Fieser gehts nicht! Diebe klauen einer Schwyzer Bäuerin Trycheln – ausgerechnet während sie an einer Beerdigung ist. Die Teile werden wohl im Ausland verkauft.
Das Wichtigste in Kürze
- Als eine Älplerin auf einer Beerdigung ist, hängen Diebe ihren Kühen die Trycheln ab.
- Die Älplerin postet auf Facebook einen Aufruf, um die Stücke zurückzukriegen.
- Auch andere Älpler in der Region wurden schon beklaut. Und haben eine Vermutung.
«Habt ihr kein Gewissen?» Die Schwyzer Älplerin Y. G.* empört sich kürzlich auf Facebook. Hinterlistige Diebe haben sie beklaut, als sie am Trauern war. «Die Helden wussten, dass wir an der Beerdigung eines Familienmitglieds waren», schreibt sie in ihrem Post. Die Diebe hätten den Kühen fünf Trycheln vom Hals genommen und seien damit davon.
Berta Grossmann ist ebenfalls Älplerin auf dem Pragelpass zwischen Schwyz und Glarus. Auch ihr wurden schon Trycheln von Kühen und auch Geissen gestohlen. «Man ist hier an der Strasse. Eine schöne Trychle sticht da ins Auge», sagt sie auf dem Pass zu Nau.ch. Während einer Beerdigung zu klauen, findet sie aber «unter dem letzten Niveau».
Trycheln haben für Bauern wichtige Funktion
Wegen der neuen Diebstähle überlegt sie nun, ihren Tieren nicht mehr «die gute Ware» anzuziehen. Denn bei den Glocken gehts nicht nur ums schöne Aussehen, sie haben auch eine wichtige Funktion: «Man findet die Kühe so auch im Nebel und in der Dunkelheit, weil man sie hört.» Ein Bauer erkenne so, ob eine Kuh fehle, und wisse meist auch gleich, welche.
Auch Michael Gwerder ist Älpler auf dem Pragelpass. Und auch er erlebte schon Diebstahl hier oben. «Schon vor 30 Jahren haben sie meinem Vater fünf Trycheln geklaut», sagt er zu Nau.ch. Seither habe man Ruhe gehabt.
Dass jetzt wieder fünf Stück wegkommen, kann sich Gwerder nur so erklären: «Vielleicht wollte einer seine Sammlung aufpeppen.» Denn viele der schönen Glocken sind Einzelstücke. «Die haben Sammlerwert und können teuer verkauft werden», weiss er. Zwischen 500 und 1000 Franken koste eine schöne Trychle.
Obwohl die Älplerin mit Anzeige drohte, ist bei der Kantonspolizei Schwyz noch keine solche eingegangen.
Wer aber kommt als Dieb infrage? Gwerder glaubt nicht an einen anderen Bauern. Er hegt einen anderen Verdacht: «Ich denke, die Trycheln werden sogar im Ausland verkauft, nicht hier in der Schweiz.»
Denn schöne Schmuckstücke seien weit übers Dorf hinaus bekannt. «Es gibt Leute, die erkennen die Trychle dann und melden es dem beklauten Bauern», so Gwerder. Somit komme auch ein Ausschreiben auf der Plattform Ricardo kaum infrage.
Angst, dass er selbst beklaut werden könnte, hat Gwerder aber nicht. «Ich selbst habe Massenware an meinen Kühen, keine Sammlerstücke. Das beruhigt mich.» Nachts einen zusätzlichen Rundgang auf der Alp zu machen, komme für ihn auch nicht infrage. Gwerder weiss: «Man kann hundert Nächte kontrollieren, und in der hundertsten schlägt der Dieb zu.»
Welche Strafe würde er den Dieben geben? Gerber zwinkert: «Einen Sommer schuften auf der Alp!»
* Name der Redaktion bekannt.