Bei den Weihnachtseinkäufen ist mehr Flexibilität gefragt
Auch in der Schweiz machen sich Lieferprobleme breit: Den Konsumenten wird empfohlen, früh Geschenke zu kaufen und auf Alternativen auszuweichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Lieferengpässe betreffen auch die Schweiz.
- Den Konsumenten wird empfohlen, Weihanchtsgeschenke früh zu kaufen.
- Spielwaren und Elektronikartikel sind besonders rar.
Weihnachten naht und der grosse Geschenkerausch beginnt.
Dieses Jahr müssen Konsumentinnen und Konsumenten aber vermehrt damit rechnen, ihren Liebsten nicht jeden Wunsch rechtzeitig erfüllen zu können. Der Grund sind vor allem Lieferkettenprobleme.
Der Onlinehändler Brack etwa bekommt die globalen Lieferkettenprobleme oder die Rohstoffknappheit «in fast allen Bereichen» zu spüren. Vor allem Produkte aus Asien wie Elektronikartikel seien stark betroffen, hiess es auf Anfrage.
Dies bestätigen auch andere Detailhändler. So gibt es bei der Migros-Tochter Digitec Galaxus das iPad Pro der 9. Generation erst im nächsten Jahr wieder. Wer dennoch ein iPad verschenken möchte, muss sich entweder gedulden oder auf ein anderes Modell zurückgreifen.
Lieferengpässe fordern Flexibilität der Kunden
Generell sei von den Konsumenten dieses Jahr mehr Flexibilität gefragt. «Wenn man hier nicht auf ein Alternativ-Produkt ausweichen möchte, ist es möglich, dass das Weihnachtsgeschenk dieses Jahr verspätet eintrifft». Das sagte eine Sprecherin von Interdiscount und Microspot. Vor allem bei Markenprodukten könnte es zu langen Lieferzeiten kommen.
Dies zeichnet sich auch bei den Spielwaren ab. Wie jedes Jahr gehören «die grossen Klassiker» wie Lego zu den beliebtesten Geschenken. «Viele Bausets sind aber bereits ausverkauft», führte ein Sprecher von Digitec Galaxus aus.
Neben Lego-Sets seien beispielsweise auch Schleich-Produkte von der Knappheit betroffen. «Das liegt daran, dass verschiedene Rohmaterialien wie zum Beispiel Kunststoffe knapp sind», erklärt der Spielwarenhändler Franz Carl Weber.
Schweizer greifen nur ungern auf Alternativen zurück
Wie flexibel die Schweizer bei ihren Weihnachtseinkäufen sind, wird sich zeigen. «Im internationalen Vergleich sind die Schweizer weniger offen für Neues». Das sagte Cornelia Brühwiler vom Beratungsunternehmen Alix Partners im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Dies könnte vor allem daran liegen, dass es sich der Schweizer Konsument gar nicht gewöhnt sei, auf Alternativen zurückgreifen zu müssen.
In anderen Sortimentsbereichen sieht es dagegen rosiger aus. «Wir erwarten, dass vor allem der Lebensmittelbereich zentraler Treiber des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes ist» meinte Brühwiler.
Konsum ist wegen Pandemie reduziert
Grund dafür sei das veränderte Konsumverhalten der Schweizerinnen und Schweizer. «Seit der Pandemie haben die Menschen ihren Konsum reduziert. Deshalb gehen sie weniger auswärts essen und kaufen bewusster und qualitätsorientierter ein», so Karsten Lafrenz, ebenfalls von Alix Partners.
Eine Nachfrage bei Coop bestätigt dies: Momentan seien vor allem traditionelle Gerichte wie Fondue Chinoise und Raclette gefragt. Aber auch Leckereien wie Schokolade und Pralinen kommen während der Weihnachtszeit besonders gut an, sagte ein Sprecher.
Mit leeren Regalen wird trotz manchen Knappheiten im Lebensmittelbereich aber nicht gerechnet. Da 70 Prozent der Lebensmittel aus der Schweiz stammen, seien Lieferkettenprobleme hier auch kaum von Belang. Das sagte ein Sprecher der Migros.
Empfehlung: Früh nach Geschenken suchen
Insgesamt rechnet Lafrenz dieses Jahr mit einem «verhalten positiven Weihnachtsgeschäft». Gemäss dem AlixPartners Retail Holiday Forecast wird im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum «von höchstens einem Prozent» erwartet.
«Wer dieses Jahr an Weihnachten keine traurigen Gesichter will, sollte sich lieber etwas früher nach den Geschenken umschauen», meinte Lafrenz. Auch hier ist von den Konsumenten demnach mehr Flexibilität gefragt.
Dass die Schweizer ihre Weihnachtseinkäufe sonst meistens auf den letzten Drücker erledigen, zeigen die Kreditkartentransaktionen des grössten Zahlungsabwicklers Wordline. Nach dem Black Friday ist der 23. Dezember der umsatzstärkste Tag des Jahres. 2020 wurde in der Schweiz am Tag vor Heilig Abend gemäss dem Projekt «Monitoring Consumption Switzerland» fast das Doppelte des üblichen Tagesdurchschnitts ausgegeben.