Bei Medgate geben Ärzte aus dem Ausland medizinischen Rat
Medizinischen Rat via Telefon einzuholen, ist heute eine gängige Praxis. Doch nun zeigt sich: Nicht alle Ärzte einer Schweizer Firma praktizieren auch hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Medgate beschäftigt auch Ärzte im Ausland.
- Dabei können diese Leistungen gar nicht korrekt abgewickelt werden.
Eben erst wurde bekannt, dass einige private Spitäler und Unternehmen in der Schweiz ihre Röntgenbilder auch im Ausland auswerten lassen. Denn dies ist günstiger als in der Schweiz.
Nun soll auch die Telemedizin Leistungen ins Ausland verlegen, wie die CH-Media-Zeitungen berichten.
Medgate, die führende Telemedizinfirma der Schweiz, bestätigt, dass einige Ärzte nicht immer von einem Arbeitsplatz in der Schweiz aus arbeiten.
Stattdessen betreuen sie Patienten via Telefon aus Deutschland oder Spanien.
Aktuell sucht das Unternehmen sogar nach Ärzten, die Anrufe auf Italienisch und Französisch beantworten können und bereit sind, vom Homeoffice in Italien oder Frankreich aus zu arbeiten.
Medgate bestreitet Sparen als Hauptmotiv
Das Basler Unternehmen beschäftigt über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Es war während der Pandemie omnipräsent – mit der Corona-Hotline des BAG.
Darüber hinaus betreibt es fast alle Notfallnummern der Deutschschweizer Kinderspitäler und Notdienstlinien in neun Kantonen. Es handelt sich also um einen wichtigen Pfeiler.
Der Grund für die Verlagerung von Dienstleistungen ins Ausland sind oft Kosteneinsparung. Medgate bestreitet jedoch, dass dies das Hauptmotiv ist.
Das Unternehmen räumt ein, dass die Ärztinnen- und Ärzte-Lohnkosten in Deutschland tiefer sind als in der Schweiz. Dennoch sei es für Medgate im Schnitt nicht günstiger.
Da «für die Anstellung von Ärztinnen und Ärzten im Ausland für den Einsatz im Schweizer Gesundheitssystem zusätzliche Kosten sowie höhere Lohnnebenkosten entstehen».
Ausland-Beratung stösst auf Kritik
Die Praxis stösst jedoch auf Kritik. Einige argumentieren, dass ausländische Ärzte nicht dieselbe Kenntnis über die schweizerischen medizinischen Praktiken haben wie ihre Kollegen vor Ort.
Medgate hält dagegen: «Für die Qualität der ärztlichen Leistung ist nicht der Arbeitsort, sondern die medizinische fachliche Qualifikation ausschlaggebend.»
Alle bei Medgate angestellten Ärztinnen und Ärzte verfügten über eine Schweizer Anerkennung und durchlaufen ein mehrwöchiges zertifiziertes Einführungstraining.
Trotzdem gibt es Bedenken hinsichtlich des Schutzes von Patientendaten und der rechtlichen Aspekte bei der Abrechnung von Leistungen, die nicht in der Schweiz erbracht werden.
Das BAG erklärt dazu: «Telemedizinische Leistungen können grundsätzlich nur von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen werden, wenn diese in der Schweiz durch einen in der Schweiz zugelassenen Leistungserbringer erbracht werden.»
Krankenkassen und Kantone in der Pflicht
Krankenkassen und Kantone sind dafür verantwortlich, die Abrechnungen zu prüfen und sicherzustellen, dass das Territorialitätsprinzip eingehalten wird.
Der Krankenkassenverband Santésuisse betont jedoch: «Es ist nicht legal, im Ausland erbrachte telemedizinische Leistungen über die obligatorische Krankenkasse abzurechnen.» Wenn solche Rechnungsstellungen festgestellt werden, würden sie zurückgewiesen.
Was dies für Unternehmen bedeutet, die bisher nach diesem Prinzip abgerechnet haben, bleibt unklar.
Es könnte jedoch bedeuten, dass künftig nur noch Selbstzahler und Privatpatienten via Telemedizin vom Ausland aus betreut werden können.