Bei Renovation des Kemmeriboden-Bad gabs böse Überraschung
Eine Flutwelle hatte den Gasthof Kemmeriboden-Bad zerstört. Nach der Wiedereröffnung spricht der Architekt über die Herausforderungen beim Wiederaufbau.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einer Flutkatastrophe musste das Kemmeriboden-Bad in Schangnau BE renoviert werden.
- Der zuständige Architekt, Lorenzo Baruzzo, spricht im Interview über den Wiederaufbau.
- Es habe die Gefahr bestanden, dass es kostentechnisch «ein Fass ohne Boden gibt».
Vor gut einem Jahr hinterliess ein schweres Unwetter in der Berner Gemeinde Schangnau grosse Schäden. Besonders hart traf es den berühmten Landgasthof Kemmeriboden-Bad.
Er wurde von der übergetretenen Emme regelrecht geflutet. Aufnahmen von damals zeigen zerstörte Mauern, durchnässte Böden und weggespülte Möbel. Was blieb, waren ein Bild der Verwüstung und ein Sachschaden von mehreren Millionen Franken.
Letzten Freitag konnte das Kemmeriboden-Bad dann endlich seine Wiedereröffnung feiern. «Unbeschreiblich, sehr grosse Freude», sagt der verantwortliche Architekt, Lorenzo Baruzzo, in Interview mit Nau.ch zu dem grossen Moment.
«Schlamm an Stellen, die man sich gar nicht vorstellen kann»
Es freue ihn für die Wirtsfamilie, die ganze Belegschaft sowie alle Gäste. «Es ist wunderbar, was wir da erschaffen haben.»
Vor einem Jahr sei die Ratlosigkeit bezüglich des Schadensausmasses bei ihm sehr gross gewesen. «Das Problem mit dem Schlamm war, dass er hinter die Plättchen, in die Elektroröhrchen und in Ritzen gelangt ist. An Stellen, wo man sich gar nicht vorstellen kann, dass Schlamm hineingelangen kann.»
Die grösste Herausforderung sei gewesen, nicht zu wissen, was man antreffe, sobald man Schlamm, Dreck, Steine und Baumstämme wegräume. Sie hätten gehofft, darunter bestehende Substanz anzutreffen, auf der man wiederaufbauen könne. «Da wurden wir eines Besseren belehrt», resümiert Baruzzo.
Denn es gab eine böse Überraschung.
Es habe die Gefahr bestanden, dass es kostentechnisch «ein Fass ohne Boden gibt». «Wir konnten weder der Wirtsfamilie noch den Versicherungen sagen, wie viel genau es kosten wird. Es gab eine Phase, wo wir nicht wirklich wussten, ob es morgen weitergeht.»
Herausforderung war auch für Kanton «riesig»
Um solche Ereignisse wie letzten Sommer zu verhindern, wurde gemeinsam mit der Region ein Hochwasserschutz in der Emme umgesetzt. Die Herausforderung für diesen sei «riesig» gewesen, sagt Christoph Neuhaus, Berner Regierungsrat und Vorsteher der Bau- und Verkehrsdirektion.
«Der Kanton hat sich jetzt mit 85 Prozent an den Kosten beteiligt, normal sind es 65 Prozent beim Hochwasserschutz.» Das Ganze habe «ein paar Millionen Franken gekostet». Damit die Kosten pro Kopf in der Gemeinde nicht zu hoch ausfallen, habe der Kanton den Prozentsatz auf 85 festgelegt.
«Der Hochwasserschutz bietet jetzt den höchstmöglichen Schutz.» Einen absoluten Schutz gebe es aber grundsätzlich nie: «Wenn es ein Jahrtausendhochwasser geben würde, wissen nur die Götter, was passieren würde.»