Beinahe-Kollision im Lötschberg Tunnel vertuscht
Die Entgleisung eines Bauzuges im Lötschberg Tunnel im September 2019 hätte tödlich enden können. Laut BLS war der Vorfall jedoch «nicht sicherheitsrelevant».
Das Wichtigste in Kürze
- Im September 2019 entgleiste im Lötschberg Tunnel ein Bauzug.
- Die BLS meldeten den Vorfall als «nicht sicherheitsrelevant».
- Wie sich nun zeigt, hätte die Entgleisung jedoch tödlich enden können.
Am 3. September 2019 wäre es im Lötschberg Tunnel beinahe zu einem tödlichen Unfall gekommen. Die BLS meldete dem Bundesamt für Verkehr (BAV) jedoch nur eine «nicht sicherheitsrelevante» Entgleisung. Nun fordern die Politik und die Verbände eine rasche Aufklärung, berichtet «20 Minuten».
Ein Bauarbeiter fährt im Lötschberg-Scheiteltunnel mit einem Bauzug auf einen Rollwagen auf – der Zug entgleist. Nur wenige Minuten später rauscht eine S-Bahn mit rund 80 Kilometern pro Stunde an den Arbeitern vorbei. Wie nachträglich klar wird, trennten nur rund 30 Zentimeter die beiden Züge. Die Strecke wird sofort gesperrt.
Gerade noch rechtzeitig löst ein Bauarbeiter den Notstopp im Tunnel aus. Der breitere BLS-Autoverladezug kommt knapp 200 Meter vor der Unfallstelle zum Stehen. «Nur durch pures Glück konnte eine Zugkatastrophe mit Todesopfern verhindert werden.» Dies erklärt ein beteiligter Mitarbeiter dem Online-Portal.
Regelbruch führte zu Entgleisung
Wie das Unternehmen Marti bestätigt, wurde die BLS umfassend über den Vorfall im Lötschberg Tunnel informiert. Diese erklärt derweil: «Eine Entgleisung alleine ist gemäss unserem Verständnis kein schwerer Vorfall.» Entsprechend wurde dem BAV eine «nicht sicherheitsrelevante» Entgleisung gemeldet.
Laut «20 Minuten» lässt sich der Beinahe-Unfall auf eine Nichteinhaltung der Fahrdienstvorschriften des BAV zurückführen. Der Bauarbeiter, welcher die Entgleisung verursachte, war ohne entsprechenden Führerausweis und ohne Begleitperson unterwegs.
Beinahe-Unfall im Lötschberg Tunnel muss untersucht werden
Verschiedene Verbände sowie die Politik zeigen sich bestürzt über den Missstand und fordern Aufklärung. «Falls es zutrifft, dass ein Beinahe-Unfall nicht beim BAV gemeldet wurde, ist das sehr problematisch.» Gibt etwa der SP-Nationalrat Bruno Storni zu denken.
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn Espace-Mittelland fordert eine rasche Untersuchung. «Wir erwarten, dass im öffentlichen Verkehr alles getan wird, um einen sicheren Betrieb sicherzustellen.» So wird der Präsident Aldo Hänni von der Zeitung zitiert. «Die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Prozesse und Sicherheitsvorschriften müssen lückenlos eingehalten werden.»